Zadonk! Ein lautes Saitenschnalzen unterbrach Joseph Haydns Kantate "Arianna a Naxos" (1789) auf der kleinen Guckkastenbühne im Casinos Baden. Bernd Bienert, Intendant von Teatro Barocco, ergriff die Initiative in der angespannten Stille: "Heute erleben Sie einen Abend, wie er damals wirklich war." Was war geschehen? Die Darmsaite der Bassgeige im Originalklang-Ensemble war gerissen: ein verzeihlicher Lapsus, dessen Erklärung begleitet von wohlwollendem Beifall zur Kenntnis genommen wurde. Weiteren Einblicken in die möglichst originalgetreue Aufführungspraxis des Musiktheaters im 18. Jahrhundert stand bald nichts mehr im Weg.

Da also die Ariadne, italienisiert Arianna: Die junge Sopranistin Katharina Adamczyk legte mit geradliniger Stimmführung viel Verve in die Darstellung der Aussichtslosigkeit einer alleingelassenen Frau auf einer wüsten, doch hübschen Insel, grundiert durch den meisterlichen Kontrapunkt von Joseph Haydn. Intendant Bienert, auch Regisseur und Ausstatter, verwandelte die Beletage des Badener Spieltempels in einen Wiedergänger einstiger Theaterbühnen.
Vor und nach Ariannas lyrischem Todessprung erbaute sich das Publikum an den beiden Akten einer Opera buffa des seinerzeit illustren Komponisten Georg Anton Benda (1722-1795). Sein Intermezzo "Il buon marito" (1766) erzählt im Geiste Beaumarchais‘ humoristisch die Geschichte von einer aufgeklärten Ehefrau, die den vermeintlich betrügerischen Gatten Mores lehrt. Maria Taytakova machte als kraftvoll-gewitzte Rosetta beste Figur, der köstliche Buffo von Pablo Cameselle (Bazzotto) fügte sich in die beherzte Dynamik von Ensembleleiter Aries Caces ein. Auch in diesem Sommer ist Baden für Freunde vergessener Musikperlen eine Landpartie wert.