Zu Beginn der Performance ist es im Saal des Schauspielhauses in der Prozellangasse stockfinster. Das Licht erhellt nur noch eine junge Frau, die mit geballter Faust auf der Bühne, seitlich zum Publikum, steht. Nach einer Weile beginnt sie zu zittern. Allmählich wird aus dem Zittern eine Art Bewegung und schließlich ein Tanz. Dieser Vorgang dauert einige Minuten lang. Erst nach einer viertel Stunde kommen Töne hinzu.
Bryana Fritz zeigt immer mehr Bewegungsabläufe und zerteilt sie in diese zitternden, roboter-artigen Regungen. Nach einem wilden Tanzsolo verlässt sie die Bühne und es wird wieder still und dunkel. Ein einzelner Scheinwerfer leuchtet auf und wird auf die Bühne heruntergelassen. Wilde Musik und Geräusche ertönen. Der Scheinwerfer blendet das Publikum, hört auf zu leuchten und wird wieder hochgefahren. Dann kommt die Tänzerin noch einmal für einige Minuten auf die Bühne, tanzt kurz und verneigt sich.
"Andrade" heißt diese Performance und soll an den brasilianischen Schriftsteller Oswald de Andrade erinnern. Er wandte sich gegen den Kolonialismus Europas. Der belgische Choreograf Michiel Vandevelde verpackt in seinem Stück eine starke Message, aber leider gelingt es nur mäßig, sie auf die Bühne zu übertragen.
Freilich, Bryana Fritz ist großartig und zeigt, was sie mit ihrem Körper alles kann. Dennoch ist es fraglich, ob nicht zu viel verfremdet wurde: Der einsame Scheinwerfer schien das Publikum ermüden zu lassen. Die Spannung, die die Tänzerin aufgebaut hatte, fiel am Ende in sich zusammen.