Blondhaar in Büscheln, gewellt, gezopft und toupiert - aufgehängt im Aufgang zum früheren Ballsaal der k.u.k. Offiziere. Jagdtrophäen? Fetische? Am Ende der Treppe zeigt ein Marilyn-Monroe-Video eine legendäre Oberweite. Schnitt. Ein Atombombenpilz. Wer A wie Atom sagt, muss auch B wie Busen sagen. Gesine Danckwart und Caroline Peters fanden in "Theblondproject" in den Filmtraumfabriken das verführerischste Frauenhaar zwischen fahlhell und feuergelb. Diven vom Typus Vamp gleichen Abziehbildern in Fernfahrerkabinen bis aufs Haar.

Vorerst heißt es durch Nebenräume wandeln. In einem Video behauptet der Wiener Prominentencutter Erich Joham: "Haare sind auch Macht." Denkt er an Rapunzels Kletterhilfe? An Samsons Kraft und Delilahs Intrige? Dann rufen die "Girls, Girls, Girls" der Rockband Mötley Crüe zum Mission Statement im Saal. Gesine Danckwart, Stückeschreiberin und Spezialistin für interaktives Theater, deklariert sich als Feministin. Caroline Peters aus dem Burg-Ensemble zog gar nichts in die Frauenbewegung; sie spüre aber, dass der Druck heute zunehme.

30-Minuten-Selbstgespräch

Vor Peters’ großer Szene wird zum Pflichtmarsch durch eine Volkshochschul-Wanderausstellung mit belastendem Material über Ungleichheit und Männermacht seit Adam und Eva gerufen. Das vielköpfige Rechercheteam gedachte sogar der Erfinderin der Einwegwindel. Danke! Helene Klaar, oft als "Österreichs gefürchtetste Scheidungsanwältin" tituliert, verbreitet am Bildschirm kompromisslose Femina-Botschaften von anno Schnee (Motto damals: Eine Frau braucht einen Mann wie ein Fisch ein Fahrrad).

Da bahnt sich auch schon Caroline Peters im schwarzen, rot gefütterten Schleppenkleid mit Mittelschlitz vorne und tiefem Dekolleté den Weg durch das Mitspielergewimmel. Ihr rasantes assoziationstrunkenes 30-Minuten-Selbstgespräch in Maske und Outfit von Rita Hayworth im Charles-Vidor-Film "Gilda" aus dem Jahr 1946 liefert gleich ein Apropos zu A und B: Im selben Jahr wurde auf das Bikini-Atoll eine amerikanische Testbombe abgeworfen, mit dem Namen "Gilda" und einem aufgeklebten Hayworth-Foto. Im Filmsong "Put The Blame On Mame" ist alles Unglück der Welt einer unfassbaren Frauenfigur zugeschrieben. Vamp Gilda-Hayworth-Peters knüpft daran einen Quasselschnelllauf über Frauenfreud und -leid, sie streift Simone de Beauvoir, die Ahnfrau im wissenschaftlichen Feminismus, die Frauenheilige Virginia Woolf ("Ein Zimmer für sich allein"), die als Hysterikerinnen verschrienen Aufmuckerinnen im 19. Jahrhundert, den mordenden weißen Tiger von Siegfried und Roy, Marilyn Monroe und Simone Signoret - und Errungenschaften wie Vibrator und Bikini.

Ein mit Ironie und Sarkasmus abgefederter Sprechkraftakt, atemraubend sprachlich ausgefeilt, nicht nacherzählbar. Ein Kabinett- und Herrenkasinostück souveräner, leichtfüßig daherkommender Kabarettkunst. Dazu muss man wohl vorher an der Burg Medea und Klytämnestra gewesen sein. Gesine Danckwart, in einen Wolfzottelkunstpelz gepresst, bringt ihr tiefsinniges Schlussgedicht nicht zum Tönen. Caroline Peters Furor kann nur jäh enden - mit einem Rückwärtsabsturz von der Bühne.