Es ist ihre bisher größte Performance: Mit 120 nackten Personen untergräbt die heimische Performerin Doris Uhlich die gängigen Vorstellungen von Körper und Tanz im Raum. "Habitat" hat am Freitag, den 25. Oktober, in der Halle E im Tanzquartier Wien Premiere. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erzählt sie über den enormen logistischen Aufwand, ihre sonnige Großmutter und wie sie mit Erfolgsdruck umgehen gelernt hat.

"Wiener Zeitung":Weshalb heißt die Performance "Habitat"?

Doris Uhlich:Habitat bedeutet Lebensraum. Immer mehr versuche ich, vor allem in der nackten Arbeit einen Lebensraum zu kreieren, in dem man sich als Zuschauer nicht ein Stück in einer Frontalperspektive ansieht, sondern einen Raum betritt, in dem Nacktheit gelebt wird, in dem Tanz gelebt wird, und man ist mittendrin.

Bereits 2017 gab es beim Donaufestival Krems und auch an der Wiener Secession schon "Habitat"-Performances. Eine Weiterentwicklung?

Es ist vielmehr eine Serie. Der Ursprung ist die Performance "more than naked" (2013). In "Habitat/Halle E" unterscheide ich das erste Mal nicht zwischen Laien und Profis und habe erstmalig einen Call ausgeschrieben, bei dem sich jeder anmelden konnte, der sich für diese Arbeit am Körper interessiert. Innerhalb kürzester Zeit haben sich mehr als 200 Menschen gemeldet. Wir proben in den Tanzquartier Wien Studios und konnten aufgrund der Studiokapazität und auch der Größe der Halle E nur 120 Personen einladen.

Sie sprachen eben von 120 Performern - eine Seltenheit. Wieso dieser Aufwand?

Als ich die Einladung erhielt, etwas in der Halle E zu zeigen, war mir sofort klar, dass ich mit einem großen Ensemble arbeiten möchte. Die Halle E hat eine Größe, die diesen Traum von mir ermöglicht. Ich liebe Herausforderungen, und mit einem großartigen Team haben wir es geschafft, das Projekt auf die Beine zu stellen. Durch meinen Unterricht bin ich mit vielen Menschen in Kontakt, ich habe prinzipiell einen Hang zu Ensemblearbeiten. Denn mich interessiert der Gedanke, eine gesellschaftliche Erfahrung zwischen den Performern zu erleben.

Es ist heute ja schon eine Ausnahme.

Ja, es ist das Überschreiten der Zahl 20 an Performern schon selten. "More than naked" hatte 20 Darsteller, und in Krems performten 40 Personen. Das war schon viel. Jetzt sind es 120. Und mit ihnen zu arbeiten, ist weit entfernt von der klischeehaften Nacktheit: Es geht nicht darum, wie ein Körper aussieht, sondern wie er sich bewegt, wie sich 120 Körper vernetzen und auch separieren. Ich weiß nicht einmal, wie alt meine Performer sind, welchen Job sie haben oder woher sie kommen. Es ist vielmehr eine körperlich biografische Annäherung, die so besonders ist.