Max Gindorff, Wolfram Rupperti und Tim Werths verlieren keine Minute. Im Schnelldurchlauf lesen und spielen sie den "Räuber Hotzenplotz" im Burgtheater Vestibül, untermalt vom Musiker Heinz Grobmeier. Ihre sehr szenische Lesung rast förmlich dahin, und nach einer Dreiviertelstunde ist der Spaß schon wieder vorbei. Für die Kinder, die das Zielpublikum bilden, ist diese Länge gerade richtig.
Und auch die optische Umsetzung ist ansprechend. Da die Geschicte um den falschen Goldraub sowie Kasperls und Seppels Gefangennahme samt Verkauf an den bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann und die Rettung der Fee Amaryllis als bekannt vorausgesetzt werden darf, hier nur ein paar Details zur Inszenierung: Zum Gaudium der kleinen Zuschauer wird bei der Fake-Goldkiste am Sand nicht gespart, und auch sonst kommen viel Kostümierung und Requisiten zum Einsatz. Dass der Bühnenraum sehr klein ist und die drei Schauspieler, die in ein halbes Dutzend Rollen schlüpfen, förmlich aufeinander picken, stört nicht. Die Kinder haben genug Vorstellungsvermögen, um zu übernasern, dass zum Beispiel Hotzenplotz im Stück eigentlich weit weg im Gebüsch sitzt, während er in Wahrheit direkt neben Seppel hockt. Umgekehrt sorgt die Enge des Raums sogar für mehr Dynamik.

Sinnvolles Mindestalter: sechs bis sieben Jahre
Überhaupt geht es recht wild und laut zu bei dieser szenischen Lesung, in der kaum jemand sitzt (es sei denn, er hockt gerade gefangen in einem Netz oder Käfig), sondern alle drei über die Bühne wirbeln. Nur die Lautstärke verschreckt manche, wenn es gar wild zugeht, etwa als Hotzenplotz die beiden Freunde fängt, Kasperl als Seppel (er hat ja dessen Hut auf) für eine Kiste Schnupftabak an Zwackelmann verkauft oder Kasperl im Schloss am magischen Bannring scheitert. Da werden manche Ohren zugehalten, wenn sich Musiker Grobmeier mächtig ins Zeug legt. Das sinnvolle Mindestalter ist daher bei sechs bis sieben Jahren anzusetzen, zumal die meisten Kinder vorne und die Eltern hinten sitzen.
Ihre Figuren legen Gindorff (Großmutter/Kasperl), Rupperti (Hotzenplotz/Fee) und Werths (Seppel/Zauberer) aber sehr kindgerecht an. Selbst der böse Räuber wirkt nicht wirklich gefährlich, und der treudoofe Seppel schaut hinreißend verständnislos drein, wenn ihm Kasperl seinen schlauen Plan zu verklickern versucht. "Der Räuber Hotzenplotz" fügt sich somit gut in die Kindertheater-Schiene im Vestibül ein, in deren Rahmen zuletzt "Die kleine Hexe" zu sehen war.