"Uns geht es sehr, sehr gut", mit diesen Worten eröffnet Christian Kircher, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, die alljährliche Bilanz-Präsentation der größten heimischen Kulturbetriebe.

Staatsoper, Volksoper und Burgtheater samt diverser Nebenspielstätten haben in der Saison 2018/19 1.677 Vorstellungen gestemmt, davon 41 Neuproduktionen und damit rund 1,4 Millionen Besucher angelockt. "Diese Zahlen lassen sich kaum mehr steigern", sagt Kircher. Auch die Auslastung befinde sich, so der Holding-Chef, auf "extrem hohen Niveau": Die Staatsoper führt wie gewohnt die Rangliste mit 98 Prozent an, gefolgt vom Burgtheater, das in Karin Bergmanns letzter Spielzeit als Intendantin, 82 Prozent Auslastung verzeichnet, und schließlich die Volksoper mit rund 80 Prozent.

Für die laufende Spielzeit prognostiziert Kircher ähnlich gute Ergebnisse. Vor allem am Burgtheater wurde die neue Direktion von Martin Kušej vom Publikum gut angenommen, die Auslastung liegt bei über 80 Prozent, die Volksoper steuere auf ein Rekordergebnis von derzeit 89 Prozent zu. Die Eigendeckungsgrade der Häuser liegen zwischen 46 (Staatsoper) und 21 Prozent (Volksoper). "Im internationalen Vergleich liegen wir im Spitzenfeld", freut sich Kircher.

Neues Besucherzentrun

Die gute Auslastung wirkt sich freilich positiv auf die Kartenerlöse aus, die 2018/19 konzernweit um sechs Prozent auf insgesamt rund 57 Millionen Euro gestiegen sind. Auch das Bilanzergebnis kann sich sehen lassen: Der Konzern schreibt einen Gewinn von 49,5 Millionen. "In den vergangenen drei Jahren ist es gelungen, den Konzern zu konsolidieren", freut sich Kircher. Auch das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital ist entsprechend hoch dotiert: Bei einer Bilanzsumme von rund 189 Millionen liegt es bei rund 86 Millionen. "Das ist unglaublich positiv", so Kircher, "noch vor vier Jahren war das problematisch."

Das Mammutprojekt einer gemeinsamen Buchführung aller Tochtergesellschaften, das sogenannte Shared Service Center, ist nunmehr umgesetzt. Die Bilanz 2018/19 ist die erste, die auf diese Weise erstellt wurde. Die einheitliche Buchhaltung soll Garant dafür sein, dass künftig buchhalterische Malversationen vermieden werden, die 2013/14 zur Burgtheater-Finanzkrise führten.

Nächstes Projekt ist die Reform des Kartenverkaufs. Das Online-Ticketing wird neu ausgeschrieben und das Kassenbüro in der Operngasse wird aufgegeben. Stattdessen wird direkt in der Staatsoper, wo sich derzeit das Café Oper befindet, ein neues Besucherzentrum eingerichtet. Die Holding erspart sich dadurch Mietkosten in der Höhe von 30.000 Euro jährlich und wertet das Besucherzentrum auf.

Auch die Neuausrichtung der Ballettakademie und ein ausdrückliches Bekenntnis zum Kindeswohl standen auf der Tagesordnung. Kircher sprach sich positiv über das Expertenteam aus, das die designierten Intendanten jüngst eingesetzt haben, im September 2020 soll eine neue Leitung der Akademie feststehen.

Zwei weitere Posten sind in der Holding zu besetzen: Die neue Geschäftsführung der Art for Art soll demnächst feststehen; die künstlerische Leitung der Volksoper wird ebenfalls ausgeschrieben. Der Vertrag von Intendant Robert Meyer läuft noch bis 2021/22.

Auch wenn Kircher sich über ein erfolgreiches Geschäftsjahr freut, macht der Kulturmanager deutlich, dass die Finanzierung nur bis 2020/21 gesichert ist, um die Bundestheater langfristig finanziell abzusichern, ist eine Indexanpassung der Basisabgeltung von derzeit 162,9 Millionen Euro unumgänglich. Kircher rechnet vor, dass die Personalkosten, in einem Theaterbetrieb der Kostentreiber schlechthin, allein durch Indexerhöhungen bis 2022/23 um rund 58,5 Millionen steigen werden. Kircher: "Das Zauberwort lautet Valorisierung."