Nächsten Montag will Bogdan Roščić mit der Premiere "Madama Butterfly" in seine erste Staatsopern-Saison starten - und an diesen Plänen gebe es nicht den Hauch eines Zweifels, bekräftigte der Direktor am Mittwoch, als er der Presse vom Stand der Dinge berichtete.

Die gute Nachricht: Die Staatsoper wird spielen, und laut Roščić nicht, "weil wir es müssen, sondern weil wir glauben, dass wir das sehr gut hinkriegen". Dabei wird das Haus weder sein Programm ändern noch seine Sängerbesetzungen und der Corona-Krise auch nicht durch gekürzte, pausenlose Opernfassungen Rechnung tragen.

Diese Pläne lassen sich freilich nicht ohne Kraftanstrengung halten. Damit die "Butterfly"-Proben noch rechtzeitig starten konnten (aufgrund der Pandemie ging dies erst im August), war eine Betriebsvereinbarung nötig sowie "bürokratischer Extremsport", erzählt Roščić. Es galt unter anderem, geschlossene Botschaften zu öffnen, um die Sänger einfliegen zu dürfen. Derzeit seien nebst der "Butterfly"-Proben auch jene für die "Elektra"-Wiederaufname am Laufen (in der alten Regie von Harry Kupfer, zu sehen ab 8. September) sowie jene für den "Simon Boccanegra" mit Plácido Domingo (ab 9. September). Auch "Don Carlos" in der Peter-Konwitschny-Regie mit Haus-Rückkehrer Bertrand de Billy am Dirigentenpult (ab 27. September) wird vorbereitet.

Risiken an der Finanzfront

Die schlechte, aber schon bekannte Nachricht: Die Corona-Pandemie wird dem Haus in der kommenden Saison erneut Einnahmen-Einbußen zufügen. Petra Bohuslav, neue kaufmännische Leiterin, geht momentan davon aus, dass die Spielzeit mit einem Minus von vier Millionen Euro endet. Grund dafür ist nicht nur, dass die Staatsoper wegen der Abstandsregeln nicht alle Karten verkaufen darf; zudem bleiben die ausländischen Touristen fern, die laut Schätzungen ein Drittel der Klientel ausmachen und bevorzugt Karten im gehobenen Segment erstehen. Wie Roščić erklärt, sei das Kaufverhalten derzeit zögerlich, genauere Angaben könne er vorerst nicht machen. Laut Bohuslav habe sich der Bund verpflichtet, ein Saison-Minus von bis zu 6,4 Millionen Euro abzudecken.

Belastet wird die Situation durch steigende Kosten. Mit der Anzahl seiner Corona-Tests - allesamt bisher negativ - ist das Haus schon im vierstelligen Bereich angekommen; allein im September schlagen die Kosten dafür mit 330.000 Euro zu Buche. Ein weiteres Malheur an der Finanz-Front wäre - zumindest theoretisch - die Absage des Opernballs. Die derzeitige Planung geht davon aus, dass das Event zumindest in einer Schrumpf-Fassung (mit 60 Prozent der üblichen Karteneinnahmen) stattfinden wird.

Die Zuschauer müssen sich, wie berichtet, auf Neuerungen einstellen: Für die Vorstellungen werden nur noch personalisierte Karten verkauft; am Eingang sollen Stichproben-Kontrollen stattfinden, ob die Tickets in den Händen der rechtmäßigen Besitzer sind; die Mitnahme eines Ausweises ist darum unerlässlich. Jeder Käufer darf nur für maximal vier Personen Karten erwerben, links und rechts der Publikumsgruppen bleibt je ein Sitz frei. Im besten Fall rechnet die Staatsoper damit, durch dieses "dynamische System" zwei Drittel des Auditoriums zu füllen. Aus Platzgründen gibt es, zumindest für die nächsten zwei Monate, keine Abonnement-Karten; die Stehplatz-Bereiche sind dafür mit zusätzlich 181 Sesseln ausgestattet worden. Um Menschenballungen am Eingang Karajan-Platz zu meiden, sollen sämtliche Türen benützt werden, auf dem Weg durch das Haus herrscht selbstverständlich Maskenpflicht.

Apropos Maske: Die Staatsoper empfiehlt ihrem Publikum mit Blick auf Aerosole, sich Bravo-Rufe zu verkneifen. Es würden, versicherte Roščić, aber "keine Bravo-Polizisten dastehen".