Nach Otfried Preußler im Vorjahr steht die Kindertheaterschiene im Wiener Burgtheater in dieser Saison im Zeichen von Hans Christian Andersen. Und so gibt man im Kasino am Schwarzenbergplatz "Des Kaisers neue Kleider". Die Inszenierung von Rüdiger Pape (Regie) und Sabrina Zwach (Dramaturgie) ist denkbar turbulent.

Der Kaiser (Arthur Klemt) wirbelt als blonder Paradiesvogel im Stile Ludwigs XIV. gemeinsam mit seinem Lakai (Felix Kammerer) und seinen Ministern (Hanna Binder und Stefan Wieland) über die Bühne, währen die beiden Zusteller Paul (Lukas Haas) und Marie (Annina Hunziker) die Rolle der Betrüger übernehmen. Allerdings meinen sie es nicht böse, sondern sorgen aus einer Not heraus für die Kleiderlist.

Womit wir bereits bei der wirtschaftkritischen Botschaft wären, die in diesem Stück mitschwingt. Des Kaiser Verschwendungssucht - gestillt mit ausländischer Modeware - hat nämlich das Reich in den Ruin gestürzt. Aber dieser Teil der Geschichte, der ausufernd erzählt wird, um das Stück auf knapp eineinhalb Stunden Länge zu bringen (für Wartezeit am Ende sorgen auch die strikten Corona-Schutzmaßnahmen), ist wahrscheinlich eher für die erwachsenen Begleitpersonen interessant.
Ein Lakai in hautenger Livree
Die Aufmerksamkeit der Kinder gilt wohl eher dem bunten Treiben in aufwendigen Kostümen (Thomas Rump) vor einer flexiblen Kulisse (Flavia Schwedler), das dank Slapstick und Gesangseinlagen (Musik: Sebastian Herzfeld) keine Sekunde fad wird. Allein Felix Kammerer in hautenger Livree ist als Lakai ein Hingucker. Sein Spiel ist ebenso brillant wie das des ganzen Ensembles, das es schafft, einen Text in gereimten Versen so zu deklinieren, dass es nicht gestelzt wirkt. Das ist niederschwellige Hochkultur.