Irgendwann sind sie einfach weg. Diese Frauen im "gewissen" Alter. Bedeutungslos geworden und damit verschwunden. Was mag aus ihnen geworden sein, fragt Julia Haenni in ihrem wild zwischen Klischees und Rollenzuschreibungen tanzenden dichten Text "Frau verschwindet (Versionen)".

Vier Frauen unterschiedlichen Alters und Erfahrungsreichtums spannen auf ihrer Spurensuche nach der Verschwundenen ein weites Feld zwischen den Generationen und Frustrationen. Auf, entlang und in einer in Yves-Klein-Blau getauchten Pyramide - jahrtausendealtes Symbol für die Ehrerbietung und das Vergessen im trockenen Aufwasch - turnen und parlieren sie in Kathrin Herms ideenreicher Regie über alle möglichen und eigentlich unmöglichen Gründe, warum eine Frau verschwindet. Denn weder, dass sie gekidnappt, noch, dass sie dem Drogenhandel verfallen sein könnte, ist angesichts der Banalität ihres Lebens, das schon allein die Wohnungseinrichtung verrät, auch nur ansatzweise realistisch.

Dann doch eher skurril: ein langer Marsch auf der Suche nach dem Lieblingsjoghurt. Oder sie hat sich die Ohren abgeschnitten, an den Rücken geklebt und ist fortgeflogen. Alles andere ist eben doch Gemeinplatz. Zu den Highlights der mit einer Unmenge an oft recht brachialen Bildern und in den Nylonfarben der unsichtbaren Frau - Braun, Beige und Rosa - getunkten Inszenierung gehört der Auftritt Therese Affolters. "Highway to Hell", singt sie. Da kommt sie wohl her, wie alle, die irgendwann aus ihrer Unsichtbarkeit wieder auftauchen, weil sie schon so alt geworden sind, dass man sich wundert, dass sie immer noch da sind. Schrecklich, komisch.