Was hat eine junge Frau am freiheitlichen Akademikerball verloren? Sie durchschreitet sieben Räume in der imperialen Hofburg, rechnet zwischen Feststiege und Toilette mit der rechtskonservativen Elite dieses Landes ab, bis in einem finalen Furioso die Festlichkeit in einen veritablen Horrortrip mündet. Davon handelt Lydia Haiders Prosaband "Am Ball - Wider erbliche Schwachsinnigkeit", der im Schauspielhaus uraufgeführt werden sollte. Da die Bühne in der Porzellangasse Corona-bedingt geschlossen ist, bringt Regisseurin Evy Schubert den Monolog mit Aktrice Clara Liepsch vorerst als Theater-Spielfilm heraus, der via Schauspielhaus-Link gestreamt wird.

Die absichtsvolle Künstlichkeit der Sprache verhilft dem ohnehin schon ziemlich wüsten Text nicht immer auf die Sprünge, aber visuell hat der 90-minütige Film doch einiges zu bieten und lotet das Satirepotenzial der Vorlage gut aus - inklusive Riesenpenis und Dirndl, Originalaufnahmen vom Akademikerball und das obligatorische Splatter-Movie-Hackbeil.