Auch wenn der Theaterbetrieb jetzt wieder indoor losgeht: Die heimische Kulturszene ist von der Coronakrise schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und hat darum alternative Formate erdacht. Allein in Wien sind eine Reihe neuer Bühnen und Settings entstanden, um den Erfordernissen - Stichwort frische Luft - gerecht zu werden. Während etwa Viktor Gernots Praterbühne ab Juni erstmals loslegt, gehen andere pandemiebedingt geschaffene Locations bereits in ihre zweite Saison.
Die heurigen Neugründungen sind jedenfalls unter Federführung zweier bekannter Kabarettisten entstanden. Viktor Gernot wird mit seiner Praterbühne, angesiedelt zwischen Hauptallee und den Biergärten Schweizerhaus und Luftburg, ab 1. Juni und bis in den Oktober Freiluft-Unterhaltung mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen und Gastronomie mittels Tischen in den Sitzreihen bieten. Entstanden ist das Projekt in Zusammenarbeit mit Harry Diem und Martin Reiter, den Chefs des innerstädtischen CasaNova, das gleichzeitig Gernots Heimatbühne ist. Angesagt sind Auftritte unter anderem von den Kernölamazonen (10. Juni), Manuel Rubey (25. Juni), Barbara Balldini (14. Juli), Lukas Resetarits (31. Juli), den Hektikern (5. August) und Thomas Stipsits (3. September).
Der Eröffnungsabend soll den gemeinnützigen Verein Wider die Gewalt unterstützen, zahlreiche Künstler präsentieren dabei Auszüge aus ihren Programmen. Den ganzen Sommer über soll zudem der Nachwuchs gefördert werden: Unter dem Titel "Trampolin" treten rund 20 junge Kabarettistinnen und Kabarettisten in der Veranstaltungsreihe der IG Kabarett im Vorprogramm auf. Außerdem gibt es ab 6. Juni sonntags vormittäglich spezielles Kinderprogramm.
Heimischer Pop in St. Marx
Ins Freie weicht auch Michael Niavarani mit seinem Globe Wien in Erdberg aus. Auf einer 4.500 Quadratmeter großen Fläche neben der Marx Halle, in der sich die Rundbühne befindet, werden einander ab 21. Juni und bis Mitte September neben Kleinkunststars wie Alex Kristan (21. Juni), Maschek (27. Juni), Gery Seidl (28. Juli) oder Omar Sarsam (11. August) vor allem Musikerinnen und Musiker die Klinke in die Hand geben. Angekündigt sind unter anderem Avec (4. Juli), Granada (31. Juli), Ernst Molden & Der Nino aus Wien (7. August), Voodoo Jürgens (13. August), My Ugly Clementine (18. August) und Leyya (28. August). Getränke können vorab reserviert werden und sind dann auf Beistelltischen bei den Sitzplätzen bereitgestellt.
Dieses Konzept hat Niavarani bereits im Vorjahr an anderer Stelle umgesetzt, als er - aus der Corona-Not heraus - dem Open-Air-Bühnenbedarf mit seinem gemeinsam mit Georg Hoanzl gegründeten Theater im Park nachgekommen ist. Der Erfolg gab ihm recht, weshalb der Schwarzenberggarten am Wiener Belvedere auch in diesem Sommer bespielt wird. Los geht es am 21. Mai, wenn der Hausherr selbst Satire-Kapazunder Harald Schmidt zum Gespräch bittet. Beschlossen wird die Spielzeit am 24. September mit den Hektikern, die ihr 40-Jahr-Jubiläum feiern. Dazwischen soll erneut ein Mix aus Kabarett, Klassik, Philosophie, Wienerlied oder Pop die Massen anziehen.
Eine Neuauflage erlebt auch die Sommer Rhapsodie im Garten im Park des Gartenpalais Liechtenstein. Von 19. Juli bis 18. August werden Konzerte, Kabarett und Literatur geboten. Philipp Hochmair, Alfred Dorfer, Count Basic, Angelika Kirchschlager und Sona MacDonald sind unter den Stars, die das jeweils von Montag bis Mittwoch angesetzte Programm bestreiten.
Wiener Kultursommer kehrt wieder
In der Corona-Not stampfte die Stadt Wien im Vorjahr kurzerhand den Wiener Kultursommer aus dem Boden, der dieses Jahr bei abermals freiem Eintritt Fortsetzung findet. Ab Anfang Juli wartet sechs Wochen lang Programm an 40 Standorten auf Besucherinnen und Besuchern. Der Bogen spannt sich von Pop bis Klassik, Tanz bis Theater, Comedy bis zeitgenössischem Zirkus und interdisziplinären Formaten. Die mitwirkende Künstlerschaft wird noch vom Kuratorinnenteam zusammengestellt.
Neben schon im Vorjahr erprobten Auftrittsorten etwa auf der Donauinsel, auf der Kaiserwiese im Prater oder am Naschmarkt sind für die heurige Ausgabe einige neue Bühnen in Planung - etwa im Simmeringer Herderpark, in Neu Marx sowie im Ottakringer Kongresspark. Gespielt wird jeweils von Donnerstag bis Sonntag, in der Regel sollen zwei Acts pro Abend gezeigt werden. Die größten Locations sollen laut jetzigem Stand bis zu 500 Personen fassen, die kleinsten rund 30.
Popfest weicht aus
Abseits der neuen Initiativen müssen etablierte Kulturevents und -festivals dank der Virussituation im Sommer 2021 Flexibilität an den Tag legen. So weicht das alljährliche Popfest am Karlsplatz diesmal in die Arena aus, wo Corona-Vorgaben leichter umzusetzen ist. Zusammengestellt wird das Line-up, das im Juni vorgestellt werden soll und zwischen 22. und 25. Juli abermals die heimische Musikszene abseits des Mainstreams zelebrieren will, von Esra Özmen (EsRap) und Herwig Zamernik (Fuzzman). Auf die Indoor-Schiene will man aber nicht ganz verzichten: Unter den dann gültigen Bestimmungen sind einzelne Veranstaltungen in Locations am Karlsplatz vorgesehen.
Von dort auf das Arena-Gelände verlegt wird auch das Filmfest Kaleidoskop, das sich dem Zusammenleben in urbanen Räumen widmet. An 15 Abenden stehen von 2. bis 16. Juli vorrangig Spiel- und Dokumentarfilme auf dem Programm. Konzerte, Performances und Gespräche wird es ebenfalls geben.
Anpassungsfähig musste und muss sich wegen der Pandemie nicht zuletzt das größte Festival der Stadt zeigen: Das Donauinselfest wird von 17. bis 19. September stattfinden. Selbst wenn es das dichte Gedränge vor den Bühnen auch 2021 nicht geben wird, plant die Wiener SPÖ als Veranstalterin zumindest eine größere Ausgabe als die Mini-Version im Vorjahr, in deren Rahmen die Bands hauptsachlich für den Stream auftraten. Wie genau das inhaltliche und organisatorische Konzept für die 38. Ausgabe der Inselparty aussehen wird, soll bald verkündet werden. Was schon fix ist: Der Fest-Bus feiert ein Comeback und tourt wie im Vorjahr durch die Stadt, um im August und September an verschiedenen Plätzen diverse Shows zu präsentieren. (apa)