Nun ist es also endlich so weit: es darf wieder gespielt und gelacht werden. Am ersten Abend des kulturellen Neustarts eröffnete Lukas Resetarits das kabarettistische Leben im Wiener Stadtsaal. "Das Letzte - Kein Abschied" ist das 28. Soloprogramm des Kabarettgroßmeisters, diesmal auch aus der Feder von Kathrin und Lukas Resetarits und wie der Titel verrät, kein Ende, sondern nur ein Zwischenschritt für weitere Programme.
Nach dem großen Lockdown ist es nicht einfach, wieder in eine Art Normalbetrieb zu starten. Es zeigte sich an diesem Abend, dass Corona und Kabarett nicht die besten Freunde werden können. Auch wenn sich alle über ein Wiedersehen freuten, so zeigte sich schnell, dass das Kabarett gegenüber anderen Kulturformen einen deutlichen Maskennachteil hat. Kabarett besteht viel mehr aus Interaktion und Mimik, als man glauben möchte. Es zeigte sich, dass es den befreiten Zwischenlacher mit Maske weitaus seltener gibt als ohne. Die Stimmung ist anders, als man es gewohnt war. Aber auch das wird sich bald wieder einpendeln.
Zweiteiliger Abend
Resetarits‘ Programm hat zwei Teile, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Am Beginn noch leger im Trainingsanzug, weil im Lockdown, dann aber bald im Jackett, weil doch wieder live, vollzieht Resetarits seine Rückkehr auf die Bühne. Doch es zeigte sich am Premierenabend, dass Corona im Kabarett einfach keine gute Idee ist. Die Besucher schienen des Themas überdrüssig. Lockdown, Videokonferenzen und was man da so tut oder nicht - nein, bitte kein Corona mehr auf der Bühne. Es gibt keinen Corona-Witz, den man nicht schon gehört hat, keine nervigen Themen, die man nicht schon durchgekaut hat und keine Jogginghosen-Videokonferenz-Themen, die einen noch amüsieren können.
Im zweiten Teil dann aber endlich all das, worauf man sich seit mehr als einem Jahr gefreut hat. Ein Resetarits, der die politische Sozialkritik wie immer noch kaum ein anderer spielen und zusammenfassen kann. Resetarits holt diverse politischen Affären aus der jüngeren Vergangenheit zurück ins Gedächtnis. Vom Festplattenschredderer über "Basti, Blümi, Elli" und die ganze "Familie", das "Kaufhaus Österreich", in dem man zwar nichts kaufen konnte, "aber selbst hat‘s doch einiges gekostet". Vielleicht war es ja auch nur ein subversives Statement gegen den Konsumterror? Da spürt "man doch den Einfluss der Grünen in der Regierung", so Resetarits. Am Höhepunkt dann ein Ausblick auf die Zukunft der ÖVP, etwa als "Milliardärsgewerkschaft" - denn die Superreichen brauchen auch eine Interessensvertretung. Profiteure sind da eben die wenigen - so würde die Volkspartei eine "Völkchenpartei mit einem Staatsmännchen an der Spitze". Am Ende der Zukunftsvision der türkisen Regierungstruppe steht aus Sicht von Resetarits dann die "ökosoziale Sklavenwirtschaft". Die perfekte Lösung für die Post-Corona-Zeit. Ein Sklave hat keine Angst, weder vor der Entlassung wie die MAN-Belegschaft in Steyr, noch müsste man sich über Lohndumping den Kopf zerbrechen, es gibt ja eh keinen Lohn mehr.
Ein Abend mit zwei Gesichtern und einer großen Freude, dass man sich endlich wieder sieht.