Am Beginn erklingt "What a wonderful world", was sich als böse Ironie entpuppt, angesichts der bald darauf offenbar werdenden "schönen neuen Welt" dieses Theaterabends. Denn schon wenig später heißt es mit Hildegard Knef "Von nun geht’s bergab".
In Elfriede Hammerls Stück "Oma oder Alles Paletti", das an der Freien Bühne Wieden seine Uraufführung erlebt, ist die Protagonistin eine um ihre Existenz bangende Leihoma. Hammerls beißende Satire zeigt eine Gesellschaft, die alte Menschen in erster Linie als Belastung für das System sieht und ihnen Euthanasie nahelegt. Auch junge Arbeitslose kommen gnadenlos unter die Räder.
Im Stück fliehen die beiden alten und die zwei jungen Hauptpersonen ins Ausland. Sie landen in einem Inselreich der kapitalistischen Eliten, wo Roboter die Arbeit übernommen haben und Menschen nur noch als Test- und Ausbeutungsobjekte dienen. Was die Autorin in viele kurzen Szenen an Themen und Problemen verpackt hat - unter anderem Generationenvertrag, Arbeitslosigkeit, Euthanasie, Gesundheit, Technik, Schönheit, Flucht, Kapitalismus, Pharmatests - , ist des Guten zu viel. Das Stück enthält einige gute Pointen und viel berechtigte Kritik an sozialen Entwicklungen, verliert sich aber zunehmend in der Bedienung gängiger Klischees.
Die Inszenierung von Hausherrin Michaela Ehrenstein, die bei der Premiere coronabedingt auch die Technik und eine kleine Rolle übernehmen musste, lebt von starken Leistungen der mit viel Applaus bedachten Darsteller, allen voran Anita Kolbert als Oma.