Die vier Performer - teils sitzend, teils stehend - wiegen langsam und in kleinen Bewegungen ihre Körper. Eng beieinander positioniert, sind es Wellen, die manchmal unisono schlagen, um sich alsbald wieder aufzulösen. Bewegungen, die sich eindrucksvoll in der Klangkulisse (Martin Mitterstieler) und im Lichtdesign (Veronika Mayerböck) immer wieder finden.

"Losing face", das am Donnerstag im Brut Nordwest im Rahmen des Imagetanz-Festivals Premiere hatte, startet mit einem starken Performance-Bild. Choreografin und selbst auch Mittanzende Cat Jimenez gelingen noch einige dieser starken Szenen wie jene zu Beginn im Lauf des Abends. Dabei kombiniert sie unterschiedliche Tanzstile, verbindet Tai Chi mit Ballett, modernen Tanz mit Urban Dance. Skeptiker, die noch immer versuchen, Urban Dance nicht als Kunstform anzuerkennen, sollten spätestens jetzt schweigen.

Trotz dessen kratzt "Losing face" leider nur an der Oberfläche: Die Performer scheinen ihr tänzerisches Talent nicht vollends nützen zu können. Vergeblich wartet man auf den Aha-Moment. Hat man vorab das Programmheft gelesen, dann ist das Konzept nachvollziehbar: Jimenez möchte sich mit den drei weiteren nicht-weißen Performern (Imani Rameses, Youngung Sebastian Kim und Miranda Rumerstorfer) mit den Spuren und Wunden des Kolonialismus auseinandersetzten. Hat man das Programm jedoch nicht beachtet, bleibt dem Zuseher viel Raum für weitere durchaus schlüssige Interpretationsmöglichkeiten.