Merce Cunningham (1919-2009) war unumstritten einer der visionärsten Choreografen der Avantgarde. Er meinte einmal: "Tanz drückt nichts aus, er ist einfach, was er ist: eine rein visuelle Erfahrung". Seinem Konzept der Verwendung des "Zufalls und der Willkür" in der Choreografie - ähnlich der Aleatorik in der modernen Musik - beeinflusste Choreografen bis heute. Und doch sind Cunningham und sein Schaffen in Vergessenheit geraten.
Jedoch nicht für Elio Gervasi: Der österreichische Performer erinnert sich in seiner jüngsten Produktion "Merce 2-for-7", die am Donnerstag im Wiener Wuk Premiere hatte, an den einflussreichen Choreografen des Modern Dance. Dieser Abend ist eine Hommage, um nicht zu sagen: eine tänzerische Liebeserklärung Gervasis an Cunningham. Eine geometrische Holzskulptur lässt schon von Beginn an erahnen, dass sich diese Formen in den Bewegungen widerspiegeln werden: Die Tänzer (Marina Rützler, Nicola Manzoni, Megan Castro, Luca Zanni, Paula Dominici, Serena Zaccagnini) betreten nacheinander die Bühne, in Cunningham-Bewegungen vertieft, vertieft in ihre geometrischen Körperstudien. Zuerst noch am Platz verweilend, werden diese von Szene zu Szene raumgreifender und gegenwärtiger: Diese typischen Moves mischt Gervasi allmählich mit seinem Schrittrepertoire. Hier werden dann die Stärken der jungen Performerinnen sichtbar, sie lassen die Performer weit hinter sich.

Gervasi gelingt mit der Geräuschkulisse (Alessandro Vicard), die auch O-Töne von Cunningham beinhaltet, den Ganzkörperanzügen und seiner Choreografie ein stimmiges Update eines bedeutenden Pioniers, das jedoch auch Längen hat.