Mit "Eskalation ordinär" wird nun erstmals ein Stück von Werner Schwab im Werk X Meidling inszeniert, Premiere ist am 20. April. Der "Schwitzkastenschwank in 7 Affekten" des 1994 gestorbenen österreichischen Dramatikers, posthum 1995 uraufgeführt, verdient eine Renaissance: Schwab berührt in dieser "Passionsgeschichte eines Kleinbürgers" einen noch immer heiklen Punkt: Arbeitslosigkeit.

Schwab schildert eindrücklich, wie die Bühnenfigur Helmut Brennwert mit dem Verlust der Arbeit zuerst die Verlobte, dann die Würde und schließlich die Existenz verliert.

Der langjährige Volkstheater-Schauspieler Günter Franzmeier verkörpert die Hauptrolle und sprach mit der "Wiener Zeitung" über seinen Jobverlust und Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit.

"Eskalation ordinär" von Werner Schwab hat am 20. April im Werk X Meidling Premiere. - © A. Grotte
"Eskalation ordinär" von Werner Schwab hat am 20. April im Werk X Meidling Premiere. - © A. Grotte

"Wiener Zeitung":Werner Schwabs "Eskalation ordinär" handelt von einem der letzten Tabus der Moderne: der Arbeitslosigkeit.

Günter Franzmeier: Ich glaube nicht, dass das überhaupt noch ein Tabu ist, die gesellschaftliche Einschätzung hat sich seit Corona noch einmal sehr verändert, als viele Menschen ihre Arbeit verloren haben oder auf Kurzarbeit geschickt wurden. Auch ich habe im Grunde in den vergangenen zwei Jahren nichts gemacht. Daher konnte ich mich auch so gut einfühlen, wie das ist, wenn man auf einmal nicht mehr gewollt ist. Mein ganzes Leben lang habe ich gearbeitet, wenn man plötzlich arbeitslos ist, ist das ein furchtbares Gefühl.

Warum definiert uns Arbeit und Erwerbstätigkeit dermaßen?

Das ist schon schade, nicht wahr? Aber wenn man nicht gerade ein Aussteiger ist, wird man in unserer Gesellschaft über Leistung definiert, obwohl Menschsein so viel mehr bedeutet. Vielleicht wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen ein guter Ansatz, um etwas zu verändern.

Wie haben Sie selbst die Zeit seit dem Ende Ihres Engagements im Volkstheater verbracht?

Mir war nicht langweilig, ich habe viel Musik gemacht, aber ich war tatsächlich arbeitslos, bis auf meine Auftritte beim "Tatort" und einem Theaterprojekt in Klagenfurt, das pandemiebedingt laufend verschoben wurde, hatte ich keinerlei Engagements. Das ist jetzt glücklicherweise vorbei, parallel zum Werk X habe ich ein Engagement an der Josefstadt, ab der nächsten Saison gehöre ich fix dem Josefstadt-Ensemble an.

Wie ist es Ihnen in der Arbeitslosigkeit ergangen?

In den vergangenen 15 Jahren habe ich fast nur Hauptrollen gespielt, plötzlich reißt das ab und es ist, als ob man nie dagewesen wäre. Da fängt man schon an zu zweifeln, an sich und an dem Beruf. Ich habe mich gefragt, was ich wirklich im Leben brauche, wie ich leben möchte.

Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

Dass Erfolg für einen Schauspieler extrem flüchtig ist. Außerdem habe ich mir vorgenommen, den Beruf mehr zu genießen und mir nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich noch alles erreichen, mit wem ich noch arbeiten möchte. Alles mit mehr Gelassenheit angehen, den Druck rausnehmen und alles, was auf mich zukommt, mit Freude zu machen.

Ihre Bühnenfigur in "Eskalation ordinär" wirkt wie ein moderner Woyzeck, vernichtet von der Gesellschaft. Wie verlief Ihre Auseinandersetzung mit Schwabs Werk X?

Ich habe noch nie Schwab gespielt. Anfangs dachte ich, ich pack’s nicht - die Sprache ist so eigenwillig, der Inhalt so wahnsinnig, aber irgendwann macht es klick und man erkennt das Stück in seiner ganzen Radikalität und vermag es zu vermitteln. Es macht mir großen Spaß, mich dieser Herausforderung zu stellen.