Im Idealfall ist das Theater des israelischen Regisseurs David Maayan ein Ereignis, dass man nicht so schnell vergisst - etwa das Projekt "Arbeit macht frei", mit dem Maayan 1995 bei den Festwochen zu Gast war und ein komplexes Vexierspiel mit dem Holocaust trieb. In vielen Produktionen verzwirbelte der Theatermacher seitdem Privates mit Politischem, die Gegenwart mit der Vergangenheit und setzte auf authentische Erfahrungen, wie beim Mammutprojekt "Der Familientisch", das ebenfalls bei den Festwochen lief.
Sein jüngstes Unternehmen, "The more it comes the more it goes", reicht leider nicht an diese exemplarischen Theaterunternehmungen heran, stellt aber gleichwohl essenzielle Fragen: Wie gehen wir mit Geschichte um? Wie erinnern wir an den Holocaust? Mayaan und sein Team liefern in mehr als drei Stunden eine Reihe an Anknüpfungspunkten, bei denen es darum geht, dass Gedenkkultur nicht in Routine erstarrt.
Treffpunkt ist das Uhrenmuseum im ersten Bezirk, der Historiker und Stadtführer Philipp Reichel-Neuwirth gewährt Einblicke in die Jahrhunderte währende Geschichte jüdischen Lebens in Wien. Nach einer etwa 90-minütigen Tour durch die Innenstadt, gelangt man schließlich ins Theater Nestroyhof/Hamakom. Hier wird das Publikum in fünf Stationen mit unterschiedlichen Positionen konfrontiert: Da ist die Schauspielerin Theresa Martini, die die Holocaust-Überlebende Inge Ginsberg verkörpert und gewissermaßen als Zeitzeugin in Aktion tritt. Der Grafiker Andreas Joska-Sutanto präsentiert sein Kunstprojekt, bei dem er Hitlers "Mein Kampf" atomisiert. Schülerinnen des BORG Neulengbach stellen eine Art Geschichtsstunde nach.
Dazwischen ist einiges los: Ein verkleideter Gorilla steppt zur Shtetl-Musik, es gibt Installationen und Interventionen sowie eine Video-Lesung von Joshua Sobol. Maayan entfacht ein Potpourri an Eindrücken, dennoch zerfranst der Theaterabend.