Ausgangspunkt des neuen Stücks von Marc Carnal ist eine Frage, die der österreichische Autor Clemens J. Setz 2012 in seinem Roman "Indigo" aufwirft: Was passiert eigentlich mit all den Männern, die behaupten, nur schnell mal Zigaretten zu holen, um von da an nie mehr gesehen zu werden? Carnal spinnt, mit Setz’ Genehmigung, dessen Frage weiter und entwirft ein bizarr dystopisches Bild einer Männer-Unterwelt, die sich hinter den Zigarettenmaschinen auftut, hat man einmal den richtigen Code erwischt. In fahlbeige Tagaustagein-Outfits gekleidet, müssen die hier Lebenden für die Welt über ihnen Zigaretten herstellen. Traurige Existenzen, ist schnell klar, wären da nicht ihre blauen Haare - und die Hintergründe für deren selbstgewählten Abstieg, die so absurd komisch wie tragisch sind, und das ganz abseits jeglicher erwarteter Beziehungsdramen.

Drei Endzeitverwesende sind es, die einer durch Zufall in deren Raum gestrandeten Frau von sich zu erzählen beginnen: ein einstiger Millionär, ein erfolgloser Nebendarsteller und ein Kleinkrimineller aus Einsamkeit. Allen drei entlockt der weibliche Eindringling wider Willen nicht nur deren Lebensgeschichten, sondern auch einen Song.

Mit blauen Haaren abgetaucht in die Männerunterwelt. - © Apollonia Theresa Bitzan
Mit blauen Haaren abgetaucht in die Männerunterwelt. - © Apollonia Theresa Bitzan

Regisseurin Klara Rabl lässt das großartige vierköpfige Ensemble ohne viel szenischen Aufhebens in immer skurrilere Situationen gleiten, und nachdem alles gesagt und auch die täglich angeordnete Abendgymnastik absolviert ist, scheint der Traum endlich ein Ende zu finden. Aber wer glaubt noch an Untertitel?