Hier wird richtig getanzt, eine Seltenheit bei heutigen Performances von freien Tanzschaffenden: Die Bewegungen fließen ineinander, trotz zahlreicher eckiger Armhaltungen. Die sechs Performer (Laura Fischer, Katharina Illnar, Lea Karnutsch, Eva-Maria Schaller, Alberto Cissello, Xianghui Zeng) leisten Schwerstarbeit. Egal ob Solo, Duett oder in der Gruppe, jede Sequenz, jeder Griff sitzt perfekt einstudiert. Manch’ Ballettensemble könnte sich an dieser Präzision ein Beispiel nehmen. Vielleicht fußt diese Genauigkeit in Nikolaus Adlers Ausbildung: Er war Student an der Ballettakademie der Staatsoper, bevor er sich dem zeitgenössischen Tanz zuwendete.
Am Wochenende hatte die jüngste Produktion "Bright Red" des Wiener Choreografen im WUK eine bejubelte Premiere. Adlers Konzept basiert auf einem Lied der Performance-Künstlerin und Sängerin Laurie Anderson: "World Without End" ist auf Andersons Album "Bright Red" zu finden. "When my father died/It was like a whole library had burned down", lautet eine Liedzeile, auf die sich Adler bezieht und dementsprechend jeden Menschen als ein Buch sowie die Menschheit als eine Bibliothek verbildlicht. Das gelingt.