Die einen, die im System, machen Karriere. Die anderen, die sind draußen und kommen nicht rein. Bleiben unsichtbar, stehen vor dem Arbeitsamt, wissen die dumpfe Länge ihrer Tage nicht mehr zu füllen, gleiten ab in Depression, die dann von jenen, die "Glück" haben, als Selbstmitleid abgetan wird. Geht doch, wenn man nur will! Willkommen in der Welt von heute. Willkommen in "Glaube, Liebe, Hoffnung" von Ödön von Horváth und Lukas Kristl, entstanden 1932/33, uraufgeführt 1936.

Horváth untertitelte die Tragödie über die "bürokratisch verantwortungslose Anwendung kleiner Paragraphen" mit "Ein kleiner Totentanz in 5 Bildern", und hier setzt auch das Konzept von Georg Schmiedleitners erster Inszenierung am Wiener Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) an.

Er überschreibt das weitgehend nicht im Horváth’schen Ton intonierte Original geschickt mit aktuellen Passagen, lässt seine Protagonistin Elisabeth TV-gerecht als "Biggest Loser" bis zum bitteren Ende um ihr Leben singen und kontextualisiert auch szenisch auf mehrfache Weise: So erinnert die Bühne (Stefan Brandtmayr) an einen in die Tiefe führenden Kampfring, wozu schon mal kräftig in den Boxsack gehämmert werden darf, dann wieder an eine Peepshow, deren Kojen von billigen Nylonstoffen verhüllten werden.

Über dieser Castingshow, die an keinen anderen Ort als den Abgrund führen kann, ragen in roten Lettern die Worte "Dalli, Dalli", vorwärts, noch einmal gesungen - und Lisa Schrammel (Elisabeth) tut es - unerbittlich und überzeugend.