Jetzt setzt sich auch Altbundespräsident Heinz Fischer nochmals vehement für die im Eigentum der Republik stehende "Wiener Zeitung" ein. Er unterstützt aktiv den von Josef Hader & Co. ins Leben gerufenen Solidaritätsabend "Rettet die Wiener Zeitung" am Sonntag in der Wiener Kulisse mit seiner Anwesenheit und übernimmt auch den Ehrenschutz: "Die älteste noch bestehende Tageszeitung der Welt ist nicht zuletzt auch ein Kulturerbe, das gerettet werden muss."
Die Veranstaltung ist inzwischen vollkommen ausgebucht. Daher wird am Montag eine Aufzeichnung aus der Kulisse auf Youtube bereitgestellt werden. Neben Hader werden auch Sängerin Erika Pluhar mit Pianist Roland Guggenbichler, Flüsterzweieck, Peter Klien, Maria Muhar, Severin Groebner, Thomas Maurer, Florian Scheuba und Miriam Hie auf der Bühne stehen. Dazu kommen Kurzstatements beziehungsweise Grußbotschaften von Isabella Marboe und Jürgen Radatz ("Initiative für Medienvielfalt und Baukultur") sowie der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und ihrer Schriftstellerkollegen Robert Menasse, Doron Rabinovici und Gerhard Ruiss.

"Wofür sitzen die eigentlich im Parlament?"
Den musikalischen Schlusspunkt an diesem hochkarätig besetzten Abend werden Paul Pizzera und Otto Jaus setzen. Die beiden Stadionrocker unter den österreichischen Kabarettisten stecken eigentlich mitten in den Proben für ihre neue "Comedian Rhapsody"-Tour (ab 10. Februar im Globe), haben aber ihren Terminkalender komplett umgekrempelt, um in der Kulisse dabei sein zu können. Das passende Lied hätten sie im Repertoire: In ihrer aktuellen Version von "Die Gedanken sind frei" rechnen sie nämlich ab mit Politikern, die "Angst wollen und Spaltung, ein Volk ohne Haltung", und von "Kanzlern im Schatten", die "schwören einen Meineid auf die Meinungsfreiheit".
Klare Worte dürften auch die anderen Kunstschaffenden finden, die sich zusammengetan haben, um gegen das Ende der Printausgabe der "Wiener Zeitung" nach 320 Jahren anzukämpfen. Menasse, der aus Asien eine ausführliche Botschaft schickt, die Schauspieler Cornelius Obonya verlesen wird, stellt dazu im Vorfeld fest: "Wenn jetzt die Regierung die ,Wiener Zeitung killt und den ORF zusammenstutzt - also die für eine Demokratie notwendigen öffentlich-rechtlichen Medien beschädigt - und die Grünen das wirklich zulassen, dann frage ich mich, wofür die eigentlich im Parlament sitzen."
Rabinovici wiederum stellt fest, dass "die redaktionelle Presse überall diffamiert wird". Soziale Medien, "die hemmungslos Fake News und Verschwörungsmythen verbreiten", seien auf dem Vormarsch. "Wir erleben weltweit eine Krise der liberalen Demokratie. Angesichts dieser Entwicklungen geht es darum, für die ,Wiener Zeitung als Symbol der Meinungsvielfalt und Sinnbild aller Qualitätsblätter einzustehen."
"Auswirkungen auf das Ranking der Pressefreiheit"
Schon lange vor dem Solidaritätsabend haben sich im vergangenen Oktober und November mehrere sehr prominent besetzte Personenkomitees gebildet, die in Petitionen forderten, der "Wiener Zeitung" 18 Monate Zeit für eine Neuaufstellung zu geben. Zahlreiche Rektorinnen und Rektoren verschiedener Hochschulen sind ebenso namentlich dabei wie die Vertreter aller anerkannten Religionsgemeinschaften, Medienleute von Christoph Dichand ("Krone") bis Armin Thurnher ("Falter"), (Ex-)Politikerinnen und Politiker wie Rudolf Anschober, Erwin Pröll, Michael Ludwig, Reinhold Mitterlehner, Irmgard Griss, Othmar Karas und Michael Häupl sowie Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft.

Josef Hader mit "Wiener Zeitung" in satirischer Napoleon-Pose: "Es würde der österreichischen Regierung gut anstehen, die derzeit älteste Zeitung der Welt weiter fortbestehen zu lassen."
- © Robert NewaldNeben dem Presseclub Concordia macht sich auch Reporter ohne Grenzen Sorgen. Fritz Hausjell, Sprecher der Österreich-Sektion, warnt: "Österreich steht nicht zuletzt auch wegen der Vorgänge um die ,Wiener Zeitung unter internationaler Beobachtung. Das wird sich garantiert auch auf das nächste weltweite Ranking in der Pressefreiheit auswirken." Otmar Lahodynsky von der Association of European Journalists (AEJ) beobachtet ähnliche Wahrnehmungen auch in Brüssel und will demnächst das EU-Parlament mit der Causa befassen. Denn: "Ein österreichischer Kulturschatz ist hier in Gefahr."
Das Schicksal der "Wiener Zeitung" ist auch Gegenstand der TV-Sendung "Club 3", die am Samstagabend um 20.15 Uhr auf krone.tv ausgestrahlt wird. Dort wird Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) mit den Plänen zum Ende der Druckausgabe der "Wiener Zeitung" konfrontiert.