"Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang", hieß es bei Johann Nestroy bereits 1833. 15 Jahre später schien sich die Prophezeiung eines seiner berühmtesten Couplets teilweise zu realisieren, als im März 1848 die Barrikaden ebenso rasch sanken wie die Hoffnungen der aus dem "Hungerwinter" auferstehenden "Revolutionäre".
So heiß der Hunger, so glühend war die Obrigkeitsangst der österreichischen Seele, für die Nestroy eine komödiantische Sprache fand, die sich mitten ins ungern ertappte Herz kalauerte. Auch in seiner Postrevolutionsposse "Höllenangst" gerät ein junger Arbeitsloser in die Fänge seiner verqueren Weltvorstellung, dank der er zwar rhetorisch aufbegehrt, letztlich aber nur den eigenen Verschwörungsfantasien erliegt. Wenn etwa ein Richter bei Sturm und Regen durchs Fenster fällt und ihm fürs Schweigen und einen (am TAG) rettenden Neon-Hoodie Bares und Hoffnung schenkt. Der Deal wird geschlossen, die Seele an den "Windows-Mann" verkauft, der sich, ganz Satire, am Ende ebenso zu den Guten zählen darf wie der aus dem "Brexit Exit" zurückgekehrte "unkorrumpierbare Vorstandsvorsitzende". Alles Chimäre.
Dass der Machtapparat so komplex ist wie die digitale Welt, macht Bernd Liepold-Mosser in seiner hyperaktualisierenden Fassung nur zu deutlich. In der "Matrix des Bösen" ist nichts mehr altösterreichisch und alles binär gecodet. Es ist vor allem dem spielfreudigen Ensemble zu verdanken, dass sich seine Inszenierung nicht ganz im eigenen Globalitätsanspruch verliert. Mehr Nestroy hätte ihr dennoch gut getan.