Gut Ding will Weile haben. Und so dauerte es viel länger als geplant, bis Bodo Wartke mit seinem im Februar 2020 fertiggestellten Programm "Wandelmut" im Wiener Globe einkehren durfte. Sie wissen schon, Pandemie und so. Jetzt aber war er da - und der Mann am Flügel im roten Anzug mit der weichen Bubenstimme überzeugte auf ganzer Linie mit seinem feinen Humor, seiner Leichtigkeit auf den Tasten, seinem strahlenden Lächeln, das ihm kein noch so kritischer Text aus dem Gesicht wischen kann.
Der gebürtige Hamburger, der in Berlin lebt, swingt sich unaufdringlich, aber eingängig durch den Abend und widmet sich dabei Alltagsthemen, spricht auch unbequeme Wahrheiten aus, die man bei ihm trotzdem gern hört, und räumt nebenbei mit Vorurteilen auf. Auch beinharte Gesellschafts-, Religions- und Politikkritik in Protestliedern gibt es. Sein Programm ist also nicht nur lieblich, auch wenn selbst die Leiden eines jungen Vaters bei ihm unheimlich witzig klingen.
Zu intelligent fürs Fernsehen
Dazwischen ein schneller Rap gefällig? Auch kein Problem für den Klavierkabarettisten, von dem sich selbst Fanta 4 noch was abschauen könnten. Und Wartke wagt sogar das unmögliche Scheinende und mixt die beiden erfolgreichsten Musikrichtungen im deutschsprachigen Raum, deren Fans so gut wie keine Schnittmenge bilden: Er macht einen Schlagerhit zum Gangsterrap.
Großen Applaus erntet er auch mit den Kurz- und Kürzestgedichten, die er einstreut, bevor er bekannte Zungenbrecher erweitert. Dank Wartke erfahren wir zum Beispiel endlich, was aus Fischers Fritz frisch gefischten Fischen geworden ist. Und wenn er erzählt, dass er so selten im Fernsehen ist, weil seine Lieder laut einem Redakteur zu intelligent dafür sind, dann ist man geneigt, dem zuzustimmen.