Zurück in die Normalität!" Diese Botschaft war Christian Kircher, dem Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, bei der Präsentation der Bilanzzahlen für die Saison 2021/22, so wichtig, dass er sie mehrfach wiederholte. Ob das Mantra hilft? Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2021/22 geben diesen Befund nicht wirklich her: Die Auslastungszahlen liegen noch durchwegs unter jenen der Vor-Corona-Saison. Das Aufatmen gilt der Tendenz: "Alle Indikationen weisen nach oben. Die Besucherkrise gibt es nicht!"
Aufholjagd der Theater
Die bis 20. Februar gezählten 618.000 Besucherinnen und Besucher von Staatsoper, Volksoper und den Spielstätten des Burgtheaters erlauben die Prognose, dass man bis Saisonende 1,2 Millionen Gäste begrüßt haben wird und damit nur mehr geringfügig unter der 1,35 Millionen-Marke der Spielzeit 2018/19 liegt.
Während die Staatsoper derzeit bei einer Saisonauslastung von 97,7 Prozent hält und die Volksoper bei 75,4, Prozent liegt das Burgtheater derzeit mit 63,8 Prozent weit unter den Vor-Corona-Zahlen. "Zufrieden kann man damit nicht sein - aber ich glaube nicht, dass das ein spezifisches Burgtheater-Problem ist", meinte der Holding-Chef und berief sich dabei auf Informationen, wonach auch andere österreichische und deutsche Sprechtheater derzeit deutlich größere Probleme als die Musiktheater hätten, das Publikum zurückzugewinnen. Man sei gespannt auf eine Studie über das Kulturverhalten der österreichischen Bevölkerung, die im März veröffentlicht werden soll.
Der Eigendeckungsgrad lag 2021/22 bei 30 Prozent in der Staatsoper, bei 20 Prozent im Burgtheater und bei 14 Prozent in der Volksoper - und damit jeweils deutlich über dem Vorjahr, aber ebenso deutlich unter der letzten Vor-Corona-Saison.
Die Bühnengesellschaften verzeichneten 2021/22 durchwegs negative Jahresergebnisse: 1,1 Millionen im Burgtheater, 2,3 Millionen in der Staatsoper, 940.000 in der Volksoper. "Das konnte auch die erhöhte Basisabgeltung nicht wettmachen", sagte Ruth Schuster, stellvertretende Holding-Geschäftsführerin, und verwies auf Kartenerlöse, die um rund ein Drittel geschrumpft sind. Die um 13 Millionen auf 187 Millionen Euro erhöhte Basisabgeltung der Bundestheater kam fast ausschließlich den beiden Opernhäusern zugute und ist derzeit für 2023 und 2024 gesichert.
Noch gibt es Rücklagen, nämlich 20,9 Millionen Euro im Burgtheater, 16,6 Millionen in der Staatsoper, 14,2 Millionen in Volksoper. "Wir sind im Großen und Ganzen noch sehr gut aufgestellt, aber die Rücklagen können auch schnell schmelzen", sagte Schuster. "Innerhalb von zwei Jahren sind die Reserven weg", warnte Kircher und verwies auf das einzige traurige Smiley in der grafischen Darstellung des Ausblicks auf die kommenden drei Geschäftsjahre: "Der Ausblick auf das dritte Jahr ist nicht erfreulich, auch wenn wir jetzt noch Reserven haben." Im laufenden Geschäftsjahr werde man die Budgets voraussichtlich erfüllen: "Wir werden aus der heurigen Saison keinen Rucksack mitnehmen."
"Es geht aufwärts"
5,1 Millionen Euro wurden im vergangenen Geschäftsjahr für Sanierungen und Instandhaltungen investiert. Der Gesamtenergieverbrauch konnte von 2014 bis 2021 um 22 Prozent reduziert werden, aufgrund der gestiegen Preise mussten zuletzt 860.000 Euro mehr aufgewendet werden.
In der Causa Teichtmeister sei man dabei, die vom Ministerium erhaltenen Arbeitspakete umzusetzen, dazu gehören verschärfte Dokumentations- und Informationspflichten sowie Schulungen.
Die kaufmännische Geschäftsführung des Burgtheaters, zu besetzen ab Jänner 2024, wird im Frühjahr ausgeschrieben. Kircher abschließend: "Es geht aufwärts. Es geht gut!"