Was ist der Schwejk eigentlich? Ein Schlawiner? Ein Umstürzler, der sich als dumm tarnt? Der einzig Normale in der K.u.k.-Welt und ihrer Kriegs-Verrücktheit? Ganz geht das aus Jaroslav Hašeks unvollendetem Roman nicht hervor. Im Jänner hat sich der Tod des Autors zum 100. Mal gejährt. 2023 ist somit Hašek- und Schwejk-Jahr. Doch es war wohl weit mehr als dieser äußere Anlass, der Alexander Waechter, nach dem fulminanten "Heiligen Trinker", nun auf den Schwejk kommen ließ.

In den Filmen haben der fehlbesetzte Heinz Rühmann und der typengerechtere Fritz Muliar den Schwejk als böhmakelnden Clown angelegt. Waechter ist in seiner Vorstellung im Theater Franzjosefskai21 beiden vorzuziehen. Bei ihm ist Hašeks Roman keine Anekdotensammlung, sondern der engste Verwandte von Karl Kraus’ "Die letzten Tage der Menschheit". Waechters Schwejk böhmakelt ohne Nachdruck, ganz natürlich, er ist keine komische Figur, sondern eine satirische. Sein Ja-Sagen karikiert das Ja-Sagen. Er ist ein Anarchist der Zustimmung, seine bereitwillige Unterordnung hat etwas Zerstörerisches - nicht aus Absicht, sondern aus Charakter. Wenn er salutiert, fällt die k.u.k. Armee aus Schritt und Tritt. Dieser Schwejk ist in seiner Vielschichtigkeit ein Hašek-Schwejk. Der Schluss nach kurz scheinenden eineinhalb Stunden trifft ins Mark. Aus dem Witz wird Aufklärung, aus dem Lachen Nachdenken. Ovationen, und das zu Recht.