Er war Maler, Kubist, Surrealist, Zeichner, Bühnen- und Kostümbildner, Keramiker, Dichter, Kommunist und Frauenheld obendrein. Picasso war schon zu Lebzeiten Matador und Mysterium. Am 8. April jährt sich der Todestag des Künstlers (1881-1973) zum 50. Mal. Aus diesem Anlass wagte sich der Kultursender Arte an ein neues Genreprojekt: In "Picasso x Dance" loten acht internationale Choreografinnen und Choreografen Picassos spezielle Verbindung zum Tanz aus. Eine Beziehung, die auch die Ballettgeschichte prägte.
In den 1910er Jahren nämlich entdeckte Picasso die Welt des Theaters und im Besonderen jene der Ballets Russes des legendären Sergei Diaghilev. Picasso begann, an der Inszenierung und Umsetzung von kubistischen Bühnenbildern und Kostümen zu arbeiten. Für die Ballets Russes kreierte er "Parade" (1917, Choreografie: Léonide Massine), "Le Tricorne" (1919, Choreografie ebenfalls Massine), "Pulcinella" (1920, Choreograf: Massine) und "Cuadro Flamenco" (1921, basierend auf spanischen Volkstänzen). Picasso zeichnete auch eine Skizze mit Feder auf Papier von "La Boutique fantasque" (1919, Choreografie: Massine) und entwarf den Fallvorhang für "Le Train Bleu" (1924, Choreografie: Bronislava Nijinska), basierend auf seinem Gemälde "Two Women Running on the Beach", 1922.

In der Dunkelheit des Waldes lässt Choreograf Angelin Preljocaj Picasso von seinen Musen umtanzen.
- © BlogothèqueEin Blick über die Welt des Balletts hinaus zeigt, dass Picasso sich schon in jungen Jahren für den Tanz interessierte: von den Zirkustänzern der 1900er Jahre über die Bacchanal-Szenen der 1940er bis 1960er Jahre bis hin zu den erotischen Tänzen in Picassos späteren Werken. Die Dynamik der getanzten Bewegung zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Picassos Erben
Bedauerlich ist, dass viele der von ihm ausgestatteten Ballette heute nicht mehr auf den Spielplänen der großen Häuser zu finden sind. Die Arte-Sendung "Picasso x Dance", die noch bis inklusive 8. April unter www.arte.tv abrufbar ist, beschäftigt sich mit Picassos Erbe für die Tanzwelt. In einer Reihe aus acht Tanzfilmen betrachten acht Choreografinnen und Choreografen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen den Künstler, sein Werk aber auch seine dunklen Seiten. Ob minimalistisch, akrobatisch oder emotional: Jede dieser Miniaturen stellt den Künstler aus einem anderen Blickwinkel dar.
Zu sehen sind äußerst unterschiedlich Tanzstile und Herangehensweisen: Angelin Preljocaj und Valérie Müller, konfrontieren Picasso mit seinen Dämonen, Nora Chipaumire versetzt die Demoiselles dAvignon in den Senegal, Diego Tortelli befasst sich mit Picassos Aufenthalt in Rom, Anna Hop stellt Dora Maars Absturz in den Wahnsinn dar. Ferner konfrontieren Carla Cervantes und Sandra Egido ihr künstlerisches Universum mit dem von Picasso, Olivier Dubois zeigt seinen verstörenden Totentanz um "Dora et le Minotaure", Leïla K lässt sich von Picassos "Les Deux Soeurs" inspirieren und Kristián Mensa verbindet in seiner Hommage an Picasso Tanz, Illustration und Flamenco. Sehenswert!