Ein Tanzabend, ein Opernbesuch, gemeinsame Bewegungsworkshops oder auch das Betrachten von Kunstwerken: Es wirkt sich definitiv auf das Wohlbefinden des Menschen aus. Was in vielen Ländern schon von Ärzten und Krankenkassen unterstützt wird, steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen: Nämlich die Anerkennung, dass kreative Beschäftigungen sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken - und zwar über das gesamte Leben hinweg. Edith Wolf Perez - sie ist Buchautorin, Kulturjournalistin und im Bereich der kunstbasierten Intervention im Gesundheits- sowie Sozialbereich tätig - hat es sich zur Aufgabe gemacht, Österreich aus genau diesen Kinderschuhen herauswachsen zu lassen. Dazu hat sie gemeinsam mit Katy Geertsen und Chris Wang den Verein Arts for Health Austria (AfHA) gegründet. Zur theoretischen Fundierung ihrer Pionierarbeit hat Perez kürzlich das Buch "Arts And Health - Österreich im internationalen Kontext" (transcript Verlag) herausgebracht.
Noch 20 Jahre

"Es ist ein Referenzbuch, das die internationalen Entwicklungen in den letzten Jahren aufzeigt, und darstellt, was sich auf Länder- und Bundebene schon getan hat. Die WHO geht davon aus, dass wir ungefähr in 20 Jahren Kunst und Kultur als Teil der Gesundheitsvorsorge etabliert haben", erklärt Wolf Perez im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Eine lange Zeit, möchte man meinen. Doch die Systeme seien träge. Die Projekte wie etwa Workshops von Arts and Health sein gut angekommen, doch "es gibt keine Möglichkeit, diese mit der Gesundheitskasse oder durch die Gesundheitskasse zu fördern". Die Krankenkassen haben rigorose Vorgaben: "Zu Recht sind die Vorschriften für Anwendungen im Gesundheitsbereich sehr strikt und werden akribisch überprüft", sagt die Initiatorin. Die Präventionsagenden müssten eigentlich viel weiter gedacht werden. Was auch schon mit Social Prescribing - also eine Möglichkeit, medizinische und soziale Leistungen zu kombinieren - passieren würde. "Wir denken gerne in Schachteln: Schachtel Kultur, Schachtel Gesundheit und das müssen wir aufbrechen." Wichtig sei vor allem in diesem Zusammenhang klarzustellen, betont die Autorin, dass es nicht um Kunsttherapie im üblichen Sinn geht - also Musiktherapie beispielsweise -, sondern um künstlerische Interventionen in einem Gesundheitssetting für die Verbesserung des sozialen, des gesundheitlichen und des persönlichen Wohlbefindens. Diese Differenzierung sei in Österreich von Bedeutung, denn es gäbe ja ein eigenes Musiktherapiegesetz, aber kein Kunst- oder Tanztherapiegesetz. "Ich kenne die Hintergründe dafür nicht", meint Wolf Perez.
"Die Musiktherapie ist etwa in Dänemark sehr präsent und Teil der Hospiz-Betreuung", berichtet Wolf Perez. In Finnland hingegen denke man wesentlich breiter, da seien Kunst und Kultur als Teil des Wohlbefindens in die unterschiedlichen Programme integriert. In den Niederlanden würde jede Provinz ihr eigenes Programm gestalten. "Ähnlich wie bei uns." Und Irland sei ebenfalls wie Österreich: Es würde sehr interessante Pilotprojekte geben, aber nie eine Förderung oder Finanzierung, um sie schließlich auch weiterzumachen.
Autorenteam

Aber aus welchem Grund konzentrierte sich das Autorenteam - bestehend aus Ärzten über Wissenschaftern bis hin zu Künstlern und Statements vom Vizekanzler Werner Kogler sowie Gesundheitsminister Johannes Rauch - in diesem Buch hauptsächlich auf nördliche Länder? Was passiert denn im Süden? "Wir konnten nur ein paar Schlaglichter auf die Entwicklung werfen, aber es passiert überall etwas auf diesem Gebiet." Eine italienische Kollegin etwa habe sie nach dem Erscheinen des Buches kontaktiert und neben einer Übersetzung auch die Idee eines Italien-Reports aufgebracht. "Ich hoffe, dass die Recherche weitergeht und wir noch andere Länder integrieren können."
Die Buchpräsentation findet im Zuge eines Symposiums zum Thema am 25. April im Museumsquartier statt. Zu Gast sind Expertinnen und Experten aus Großbritannien, den Niederlanden, Irland und Österreich sowie von der WHO und EU-Projekten, die die globale Arts-for-Health-Bewegung maßgeblich mitprägen.