"Unser Haus hat in der laufenden Saison einiges mitgemacht", fasst Burgtheater-Direktor Martin Kuej sowohl die Ausläufer der Corona-Pandemie, als auch die Nicht-Verlängerung seines Vertrags zusammen, die von einigem Mediengetöse begleitet war. Ab der Spielzeit 2024/25 wird Stefan Bachmann die Geschicke des Burgtheaters leiten.
Auch die Vorgänge rund um die Causa Teichtmeister hätten Kuej nachdenklich gestimmt: "Ich habe in Abgründe geblickt, von denen ich nicht gedacht habe, dass sie möglich sind." Das Burgtheater und seine Mitarbeiter seien, so der Intendant, danach etlichen Angriffen ausgesetzt gewesen - es gab Schmierereien und Plakataktionen. "Die Identitären haben versucht, die Causa für sich zu instrumentalisieren."
"Wir machen uns große Sorgen um die Demokratie", folgert Kuej und will in seiner letzten Spielzeit "klare Kante und Haltung" zeigen mit einen "kämpferischen" und "gut gelaunten" Spielplan. Einer der Höhepunkte der kommenden Saison dürfte Frank Castorfs Inszenierung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" werden (17. Februar). "Es geht uns dabei ausschließlich um die Aktualität des Stücks", so Kuej. Die "Heldeplatz"-Uraufführung durch den damaligen Burgtheater-Intendanten Claus Peymann geriet 1988 zum größten Theaterskandal und wohl auch zum größten Erfolg des kongenialen Duos Bernhard/Peymann. Seitdem wurde "Heldenplatz" am Burgtheater nicht mehr neu inszeniert. Kuej selbst wird zum Abschluss Molières "Menschenfeind" (17. November) und Tennessee Williams selten gespieltes Stück "Orpheus steigt herab" (21. März) im Burgtheater umsetzen.
Johan Simons wird sich ab 16. Dezember mit Georg Büchners "Dantons Tod" auseinandersetzen. Ulrich Rasche wird sein Maschinentheater auf Goethes "Iphigenie auf Tauris" anwenden (23. Februar). Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Herbert Fritsch, er wird die Theatertauglichkeit des "Zentralfriedhofs" erkunden (19. April). Mit "Kaspar" steht ab 10. November wieder ein Stück von Peter Handke am Spielplan, Daniel Kramer wird es inszenieren.
Lucia Bihler, die heuer mit den "Eingeborenen von Maria Blut" zum Theatertreffen eingeladen wurde, wird ab 20. Jänner Kafkas "Die Verwandlung" auf die Bühne bringen. Und Mateja Kolenik, heuer auch in Berlin zu Gast, wird Martin McDonaghs "Der einsame Westen" herausbringen. Auch Lilja Rupprecht, Tina Lanik und Adena Jacobs werden wieder in Wien arbeiten. Mit zehn Regisseurinnen und zwölf Regisseuren liegt das Programm quotenmäßig nahezu auf Gleichstand.
Am Burgtheater wird die Saison am 3. September mit Barbara Freys Inszenierung vom "Sommernachtstraum" eröffnet und am 5. September zeigt Lilja Rupprecht "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" am Akademietheater, das Kasino zieht am 16. September mit Tomas Köcks "solastalgia" nach.
Der kaufmännische Geschäftsführer Robert Beutler freut sich über eine Gesamtauslastung, die im April bei durchschnittlich 77 Prozent lag. Rund 50 Abänderungen oder Absagen, die sich wohl auch aufgrund des Abgangs von Florian Teichtmeister ergaben, schlagen sich hier zu Buche. Budgetär verfüge das Burgtheater dennoch über einen "guten Rücklagenpolster". Inflationsbedingt werden die Kartenpreise um 7 Prozent erhöht.