Dem scheidenden Burgtheater-Direktor Claus Peymann fällt der Abschied von Wien offensichtlich nicht leicht. Wie er am Sonntag in der Fernseh-"Pressestunde" erklärte, sei ihm der Brief an

Bundeskanzler Viktor Klima, wonach er für eine Vertragsverlängerung nicht zur Verfügung stehe, "sehr schwer gefallen". Anderseits freue er sich schon auf seine neue Aufgabe als Intendant des Berliner

Ensembles. Zum umstrittenen Auftritt von Otto Mühl im Burgtheater betonte Peymann, hier sei von seiner Seite "kein Schuldeingeständnis zu erwarten".

Wenn er Mitte kommenden Jahres von Wien nach Berlin übersiedeln wird, werde es "einen großen Schmerz geben", so Peymann wörtlich. Es freue ihn, in Wien und in Österreich ein Publikum gefunden zu

haben, "das auch bei schwierigen Stücken mitgeht". Er lebe gerne in Wien, diese Stadt sei "aufgebrochen und sehr lebendig geworden". Mit dem Stück "Heldenplatz" von Thomas Bernhard sei es

gelungen, das Bewußtsein eines ganzen Landes zu verändern.

Peymann bekräftigte, daß er als Intendant in Berlin keine Inszenierungen mehr in Wien durchführen werde. "Die Wiener sollen nach Berlin kommen", so der Noch-Burgtheater-Chef. Er berichtete, daß es bereits Gespräche mit Lauda-Air gebe über Sonderflüge zu Theaterabenden am Berliner Ensemble. Das Berliner Ensemble bezeichnete er wörtlich als "eines der herrlichsten, aufregendsten und

wahnsinnigsten Theater".

Der Burgtheater-Auftritt von Mühl sei weder eine Demonstration noch eine Provokation gewesen, so Peymann. Die Entscheidung bereue er nicht. Er räumte lediglich ein, daß er die breite öffentliche

Empörung nicht richtig eingeschätzt habe. In Anspielung auf die Causa Groer meinte der Peymann: "Der eine macht Dinge im Kloster und im Internat und wird Kardinal von Wien. Der andere macht Dinge in seiner Kommune und bekommt sieben Jahre schwere Haft." Das persönliche Verhalten Mühls verachte er, Peymann, tief, als Künstler schätze er Mühl jedoch.

Peymann meinte in der "Pressestunde" zwar, "nicht wild" auf Politiker zu sein, nahm jedoch ausführlich zur innenpolitischen Situation in Österreich Stellung. Nach seiner Ansicht hat FPÖ-Obmann Haider

Österreich verändert "und sich damit selbst überflüssig gemacht". Heute sei eine Reihe von Politikern in der Regierung, "die aus einem Haider-Kabinett kommen könnten".

Heftige Kritik übte Peymann an der Reform der Bundestheater. Der von ihm als "Geschmackspolizei" kritisierte Publikumsbeirat werde im Parlament fallen, zeigte sich der Burgchef überzeugt. Die

Bundestheaterreform sei jedenfalls ein Grund, daß er froh sei, Wien im kommenden Jahr zu verlassen.