Mit einem Dreifachthema wartet die "styriarte" (von 22. Juni bis 22. Juli) heuer auf: dem Spannungsfeld "FamilienMenschen" - Künstlerfamilien, Mäzenatenfamilien - Heilige Familie. Festival-Aushängeschild Nikolaus Harnoncourt bleibt auch heuer thematisch in Böhmen. Er bringt Antonin Dvoraks "Stabat mater" mit dem Chamber Orchestra of Europe und dem Arnold Schoenberg Chor an drei Tagen im Grazer Stefaniensaal zur Aufführung (28. und 30. Juni sowie 1. Juli; öffentliche Generalprobe am 27. Juni, 18 Uhr). Solisten sind Luba Orgonásová (Sopran), Elisabeth Kulman (Mezzosopran), Saimir Pirgu (Tenor) und Ruben Drole (Bass).

Harnoncourt gibt mit Dvoraks "Stabat mater" die Interpretation einer Familiengeschichte. Zwei Grundbilder gibt es dabei: Maria unter dem Kreuz, die um ihren einzigen Sohn trauert, und jenes von Dvoraks Kindern, die alle kurz nacheinander starben. Eine weitere Station des Festivals ist für Harnoncourt in Stainz, dort dirigiert er ein Kirchenkonzert: Mozarts "Missa longa".

Harnoncourt als Leopold Mozart

Apropos Mozart und Harnoncourt: Im Programm "Mozarts auf Reisen" (am 24. Juni) leiht er bei einem Konzert mit Lesung aus der Mozartschen Korrespondenz Vater Leopold seine Stimme, Harnoncourt-Enkelin Anna la Fontaine borgt dabei Nannerl Mozart ihre Sprech- und Singstimme. Dies ist Teil eines Programms, das heuer erstmals - sprachlich an die Fernsehfamilien angelehnt - "styriartesoaps" offeriert, in denen klangvolle Blicke in die Stuben großer Komponisten geworfen werden. Rudolf Leopold und sein Concerto Viennese schauen gemeinsam mit Dorothee Mields, Daniel Johannsen und Anton Scharinger am 27. Juni "Bei Bachs zuhaus" vorbei. Vokalgäste der Schumann-Soap am 1. Juli ("Geliebte Clara") sind Martina Jankova und Thomas E. Bauer sowie, lesend, Mavie Hörbiger und Michael Maertens. Ferner kommen in "Mein göttlicher Richard" am 4. Juli die Stimmen Senta Bergers (Cosima Wagner) und Johannes Silberschneider (Wolfgang Amadeus Mozart) zum Einsatz.

Auf der wilderen Mur-Seite von Graz

Mit drei "Festen" werden die westliche, als wilder geltende Mur-Seite von Graz, die eher bürgerliche östliche Seite sowie das bäuerliche Freilichtmuseum in Stübing nördlich der Landeshauptstadt bespielt. Das "Fest zu Eggenberg" am 23. Juni widmet sich ausgelassen unter anderem Christopher Marlowes "Dr. Faustus". In der sogenannten Stadtkrone widmet man sich am 7. Juli dem Haus Habsburg in einem musikalischen Bogen über gut drei Jahrhunderte. Diese Feste beziehen sich auf die Mäzenatenfamilien der Eggenberger und Habsburger. Am 30. Juni treffen bei "The Sound of Stübing" Familienmusiken aus vielen Teilen Europas auf den Höfen des Freilichtmuseums zusammen.

Von wegen Mäzenaten: Die "Borgia-Dynastie" verfolgt Jordi Savall am 21. Juli in der Grazer Helmut-List-Halle mit seinen Ensembles auf ihrem Siegeszug von Katalonien über den Papstthron in Rom bis zur Heiligsprechung des Francesco Borgia. Das zweite Savall-Projekt gibt es zum Finale der "styriarte" am 22. Juli - gewidmet der Epoche der verfeindeten Familien der Tudors und Stuarts. Thema: "Musik des englischen ,golden age‘". Die "styriarte" bietet dem Publikum 44 Termine und rund 30.000 Eintrittskarten. (as)