William Forsythes Tanzabende sind stets auch Recherchen über die Wandelbarkeit von Bewegung und die Macht von Räumen. Mit seiner jüngsten Arbeit "Sider", 2011 uraufgeführt und am Wochenende als Gastspiel im Tanzquartier im Museumsquartier zu sehen, hat der New Yorker Bewegungsmeister nun ein Werk inszeniert, das wie auf Zuruf entsteht und sich aus etwas undurchschaubaren Regeln entwickelt.

Papp-Performance


Eine Beschäftigung mit Shakespeares "Hamlet" soll dem Stück vorausgegangen sein, diese Verbindung stellt ein Novum in Forsythes Schaffen dar. Bezüge können hergestellt werden über Kostüme, manche Tänzer tragen elisabethanische Kragen, über unverständliche Textpartikel, die an mittelalterliches Englisch erinnern, sowie über Zitate, die auf der kargen Bühne aufflackern. Auch die mannhohen Rechtecke aus Pappe tragen mitunter Botschaften.

Überhaupt scheint der Abend vor allem die performativen Möglichkeiten von Pappe auszuloten: Sie werden gekickt, gezogen, balanciert, mit ihnen werden Winkel, Linien, Flächen gebaut. Streckenweise ist das Wischgeräusch der Kartons auf dem Boden die einzige Musik, die an diesem reduzierten Abend zu vernehmen ist. Auf einem der Papp-Rechtecke steht "in disarray" - in Unordnung. Vielleicht ist das noch die beste Erklärung für eine Aufführung mit vielen losen Enden.