Unterschiedlicher könnte es nicht sein: närrisch, sogar andeutungsweise obszön, aber auch verträumt, elegant in romantischem Weiß. Beim diesjährigen Neujahrskonzert hieß es Polka versus Walzer. Josef Strauß "Galoppin"-Polka contra Johann Strauß Sohn "Wo die Citronen blühn"-Walzer.
Der britische Choreograf Ashley Page präsentiert erstmalig das Wiener Staatsballett beim jährlichen Konzert-Höhepunkt. Wer sich den englischen Ballettstil gepaart mit dessen aristokratischer Technik erhofft, wird enttäuscht. Vielmehr ist seine Inszenierung gewollt dem Wiener Charme angepasst - wenn er auch manchmal zu Übertreibungen neigt.
Schwammige Zeitreisen
Seine "Galoppin"-Polka ist ein schrilles Farbenspektakel in Schloss Hof, dem ehemaligen Land- und Jagdsitz von Prinz Eugen. Die auf Kies tanzenden Ersten Solistinnen Olga Esina und Maria Yakovleva können im manchmal unvorteilhaften Schatten-Licht-Klamauk ihr Niveau nicht zeigen. Es dominiert die Leichtigkeit des Seins ohne technische Herausforderungen. Es folgt im Walzer dann das genaue Gegenteil: Die Choreografie des ehemaligen ersten Solisten am Royal Opera House in London, der zuletzt Direktor des Scottish Ballet in Glasgow war, fließt in weißen, opulenten Kostümen (Johan Engels) geisterhaft durch die Prunkräume des Barockschlosses. Fast mysteriös lässt er die Solisten durch die Epochen reisen - neoklassisch mit feiner Beinarbeit, wobei die Grenze zur Übertreibung regelmäßig verschwimmt.
Wer Champagner offerieren möchte, sollte sich nicht mit gutem Sekt zufrieden geben.
Ballett
Neujahrskonzert 2013
Ashley Page (Choreografie)
Wiener Staatsballett