
Moskau. Sergej Filin ist weitab vom Schuss und in Sicherheit - der Ballettchef konnte zwei Wochen nach einem Säureattentat das Moskauer Krankenhaus verlassen und befindet sich nun auf Reha im deutschen Aachen. "Ich fühle mich sehr gut. Ich bin voller Kraft und absolut gesund", sagte der 42-jährige Filin, der schwere Verätzungen im Gesicht und an den Augen erlitt.
Indes geht die Tätersuche in Moskau weiter und so meldet sich nun auch der Generaldirektor des Moskauer Bolschoi-Theaters zu Wort: Er macht den Startänzer Nikolai Ziskaridze indirekt für die Säureattacke verantwortlich. Der Tänzer habe die Atmosphäre geschaffen, die zu dem Angriff auf Filin geführt habe, sagte Bolschoi-Chef Anatoli Iksanow am Mittwoch dem Magazin "Snob". "Ich habe nur ein Gefühl: Was passiert ist, ist das natürliche Ergebnis des Chaos, das vor allem von Nikolai Maximowitsch Ziskaridze gesät wurde", sagte Iksanow dem Blatt.
Die "Tragödie" um Filin sei nur möglich gewesen vor dem Hintergrund von Ziskaridzes "Anwürfen gegen das Theater und dessen Personal, der konstanten Intrigen und seiner Sicherheit, ungestraft davonzukommen". Der Bolschoi-Direktor beschrieb den Startänzer als "Mann mit verrücktem Ehrgeiz". Nachdem er bei der Besetzung des Postens des Ballettchefs übergangen worden sei, habe er den Job des Generaldirektors oder gar den Posten des musikalischen Direktors haben wollen, der normalerweise einem Dirigenten vorbehalten ist.
Iksanow sagte, es gebe zudem "keinen Zweifel", dass Ziskaridze in eine Schmutzkampagne gegen den ehemaligen Tänzer Gennadij Janin verwickelt war. Dieser musste 2011 zurücktreten, nachdem Fotos von einer schwulen Sex-Orgie im Netz verbreitet wurden, an der er angeblich beteiligt war. Janin war damals für den Posten des Ballettchefs designiert, um den sich auch Ziskaridze beworben hatte.
Ziskaridze wies die Vorwürfe zurück. Er habe keine Verbindung zu dem Säureangriff auf Filin "außer Mitgefühl für Sergej", sagte er "Snob". Auch mit der Schmutzkampagne gegen Janin habe er nichts zu tun.