Die aufrichtigste Antwort, die ich Ihnen geben kann, lautet: Ich kann nicht anders, als die menschliche Figur zu ergründen und zu beschreiben und in allerlei Dramatisches zu verwickeln. Das ist meine Obsession, und es ist völlig unerheblich, ob ich mich in meiner Zunft zu Hause fühle oder nicht. Ich fühle mich bei mir selbst zu Hause.
1971 wurde "Rozznjogd" uraufgeführt, das Stück machte sie über Nacht zum Enfant terrible, sie sind als junger Wilder gegen eine konservativ-biedere Gesellschaft angetreten und haben mit Ihren Schriften heftige Reaktionen ausgelöst. Gehen Ihnen die einstigen Kulturgefechte ab?
Ich habe keinen Mangel an Auseinandersetzungen, auch wenn diese nicht jene sind, die es in den 70er Jahren waren. Sie haben vorhin die postdramatischen Tendenzen angesprochen. Das sind ja keine Tendenzen, das ist ja Mainstream. Wer heute nicht "textflächelt", befindet sich nicht beim gemeinsamen Marsch auf die Höhe der Zeit. Ich habe eine andere Haltung, und von der rede ich öffentlich, auch bei einer Nestroypreisverleihung, und das bringt mir heftige Gegnerschaften ein. Nichts wird ruhiger in meinem Leben.
Hat sich die Aufgabe eines Künstlers in einer unübersichtlich gewordenen Welt, die globalen Spielregeln folgt, verändert?
Über die Aufgaben eines Künstlers habe ich mir nie den Kopf zerbrochen. Seit ich schreibe, gibt es nur eine Maxime für mich: Kommentiere die Welt, wie du sie erlebst, mit deinen literarischen Mitteln, sonst erstickst du an ihr. Schrei zurück, aber das möglichst kunstvoll.
Was sagen Sie zur aktuellen politischen Lage in Kärnten, der Ampelregierung unter Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ)?
Die politische Veränderung in Kärnten hat schlicht und einfach Freude bei mir ausgelöst. So lange, viel zu lange haben diese Haiderei und die anverwandten Sumpfblüten dieses Land in den braunen Morast getrieben. Jetzt müssen sie ihre minderbemittelten Köpfe ein bisschen einziehen. Den Optimismus, dass sie ganz verschwinden werden, habe ich allerdings nicht.
Sie haben Ihre Heimat Kärnten vor 40 Jahren verlassen, bedeutet es Ihnen noch etwas?
Sie wissen doch, wie das ist: Man verlässt die Stätten seiner Kindheit und Jugend, man verlässt Orte, man verlässt Beziehungen, aber das Äußere und das Innere verlaufen ja nicht synchron. In mir rumort alles weiter, nichts erledigt sich.