Emotionaler Abschied: Eno Peci fordert in "Herzblume" Technik und Gefühle. - © Staatsballett/Barbara Pálffy
Emotionaler Abschied: Eno Peci fordert in "Herzblume" Technik und Gefühle. - © Staatsballett/Barbara Pálffy

Traditionelles klassisches Ballett kämpft seit Längerem mit dem weitverbreiteten Vorurteil, altmodisch, ja sogar überholt zu sein. Ein Abend, wie er nun an der Volksoper Wien zu sehen ist, widerlegt dieses Klischee leider nicht: "Kreation und Tradition" des Wiener Staatsballetts lässt traditionelles neben zeitgenössischem Ballett alt aussehen.

Auf dem Programm des fast dreistündigen Abends wird sicherlich Abwechslung geboten: Der Bogen spannt sich von Ausschnitten aus Klassikern über eien rühmlichen choreografischen Wiederbelebungsversuch der Wiener Legende Grete Wiesenthal bis zu vier Uraufführungen junger Choreografen des Ensembles. András Lukács mit seinem "The White Pas des deux", Andrey Kaydanovskiy mit der Uraufführung seines Stücks "Zeitverschwendung" und Eno Pecis "Herzblume" - Tänzer des Staatsballetts alle drei - zeigen Manuel Legris’ Händchen für den Nachwuchs, dessen Förderung der Ballettchef seit Beginn seines Amtsantritts mehrmals betonte. Lukács etwa ist mutig. Er packt choreografische Originalzitate von "Schwanensee" - inklusive Tschaikowskis Partitur des Pas de deux aus dem zweiten Akt - in Forsythe- ähnliche Auflösungen, kühl und elegant sind diese - wie auch Olga Esina und Roman Lazik.

Talentierte Jungchoreografen


Auch Kaydanovskiy entpuppt sich als Talent: "Zeitverschwendung" ist ein brutales und humoriges Tanzstück, das in einer lärmenden Klangkulisse von Dmitry Cheglakov (vom Tonband) in außergewöhnlicher Lichtregie der Zeit ein Schnippchen schlägt. Im Gegensatz dazu ist Pecis "Herzblume" (Musik von Philip Glass) eine sanfte, emotionale Reise in das Herz einer Mutter, die Abschied von ihrem Kind nimmt. Dazwischen zeigt die Kompagnie Szenen aus klassischen Balletten, die nach dem Zeitgenössischen oft wie die Faust aufs Auge wirken. Dennoch stechen auch hier Solisten wie Liudmila Konovalova, Denys Cherevychko oder Irina Tsymbal mit Robert Gabdullin technisch und darstellerisch heraus.

Vesna Orlics Abschlussstück des Abends, "Out of Tango", zu einer Komposition von Helmut Hödl, ist hingegen ein leidenschaftsloser Kampf der Geschlechter, den nicht einmal ein präsenter Mihail Sosnovschi retten kann. Dazu dirigiert Guido Mancusi das Volksopernorchester in den Crescendi und Forti nur noch laut. Holzhammer oder Prügel, das ist hier die Frage. Oft wurde heftig kritisiert, dass Ballett-Galas nur von Tonband begleitet werden. Diesmal trifft dies nur zum Teil zu, wäre aber wesentlich hörerfreundlicher gewesen.

Ballett

Kreation und Tradition

Wiener Staatsballett

Volksoper Wien

Wh.: 3., 7. und 28. Mai