Wenn es darum geht, Kinder mit klassischer Musik in Kontakt zu bringen, hat die Musikstadt Wien einiges zu bieten. Die einschlägigen Einrichtungen von Staatsoper bis Konzerthaus pflegen mittlerweile ein Kinderprogramm auf beachtlichem Niveau.
Doch bei zeitgenössischer klassischer Musik dünnt das Angebot aus. Diese Lücke füllt seit einigen Jahren die Zusammenarbeit zwischen dem Dschungel Wien und Wien modern, dem alljährlichen Festival für Gegenwartsmusik.
Im Vorjahr gelang etwa mit der Märchenvertonung "Das Kind der Seehundfrau" eine kurzweilige Aufführung. die Inszenierung steht derzeit wieder am Spielplan des Kindertheaterhauses. Das diesjährige Auftragswerk, die Vertonung "Das Märchen vom alten Mann", überzeugt indes nicht rundweg. Regisseurin Cornelia Rainer hat im Libretto Motive aus Märchen von Hans Christian Andersen und Georg Büchner verzwirbelt. Die Handlung rund um einen alten Mann, der eine Jungfamilie in ihrem neuen Eigenheim mit seiner tragischen Vergangenheit heimsucht, bleibt jedoch etwas willkürlich. Im Gegensatz dazu wirkt die Komposition von Thomas Wally ein wenig zu überschaubar.
Bei der 50-minütigen Aufführung führt Rainer mit rhythmischem Feingefühl Regie, die vier Schauspieler und drei Musiker zeigen eine stringente und stimmige Leistung. Das Bühnenbild von Fiammetta Horvat besticht durch schlichte weiße Schiebeflächen und gekonnter Videoübermalung. Eine beachtliche Teamleistung, die inhaltlich etwas zu ambitioniert und musikalisch etwas zu konventionell geraten ist.
Theater
Das Märchen vom alten Mann
Dschungel Wien