
(kw) Was hat uns die Widerstandskämpferin Sophie Scholl heute zu sagen? Dieser Frage sind die Macher des Theaterstücks "Name: Sophie Scholl" nachgegangen. Die zentrale Gestalt von Rike Reinigers Stück ist eine Jus-Studentin, gespielt von Suse Lichtenberger, kurz vor ihrem Abschluss. Mit der historischen Figur verbindet sie, abgesehen vom Namen, kaum etwas: "Ich habe nichts mit ihr zu tun", beteuert sie unablässig. Zwei Frauen also, die weiter nicht voneinander entfernt sein können, um im Laufe des Stücks dann doch Parallelen zu entdecken. Die heutige Sophie Scholl muss vor Gericht als Zeugin im Fall eines Prüfungsbetrugs ihres Professors aussagen. Sie wird erpresst, für ihren Professor auszusagen - sagt sie die Wahrheit, kann sie zwar "aufrecht gehen", verbaut sich aber die berufliche Zukunft.
Die Idee, ein Stück direkt im Schwurgericht zu spielen, ist originell, wenn auch die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, hier vielleicht nicht zur Gänze ausgeschöpft wer-den. Eine einzige Schauspielerin (neben einem Komparsen) bewegt sich in den weiten Sphä-ren des Saals, untermalt von zarter zugespielter Klangkulisse, die akustische Verstärkung mag dem Hall nicht ganz beizukommen.