Mehrere verletzungsbedingte Umbesetzungen machten es möglich, dass bei der 221. Aufführung des Ballettklassikers "Schwanensee" an der Staatsoper illustre Gäste in den Hauptpartien zu sehen waren. Marianela Nunez, Principal Dancer vom Royal Ballet, tanzte die Odette/Odile und Stéphane Bullion, Etoile des Ballet de l’Opera de Paris, den Prinz Siegfried. Beide sind hochdekorierte Sterne am internationalen Balletthimmel. Die Frage, die im ausverkauften Raum stand: Wie und ob die Tänzer des Staatsballetts mit diesem Niveau mithalten würden können. Nun - sie können es.

Marianela Nunez ist eine exquisite Schwanenprinzessin mit wundervollen Arm- und Handbewegungen und stupender Technik. Sie kostet raffiniert die verschiedenen Tempi aus, steht bombensicher auf der Spitze, atmet die Musik. Umso höher die Erwartungen an ihre Odile: Natürlich waren ihre Variationen vom Feinsten, doch die dämonisch-erotische Ausstrahlung, die man von der Tänzerin in diesem Akt erwartet, bringt sie nicht über die Rampe. Das mag auch daran gelegen sein, dass Stéphane Bullion ein seltsam abwesender Prinz Siegfried war, der weder in Gestik noch Mimik erkennen lässt, von welchen Gefühlen er beherrscht wurde. Auch tänzerisch blieb er, trotz Eleganz, weit hinter den Erwartungen zurück.

Die heimischen Stars haben einen klaren Punktesieg errungen. Dass das Ensemble längst auf internationalem Niveau angekommen ist, beweisen auch die Leistungen der vier Freunde sowie des Corps de Ballet. Im Orchestergraben mühte sich Alexander Ingram redlich um festlichen Tschaikowski-Sound, mit wechselndem Erfolg.