Lukas Resetarits klärt auf, wer uns so aller am Schmäh hält. - © Ernesto Gelles
Lukas Resetarits klärt auf, wer uns so aller am Schmäh hält. - © Ernesto Gelles

Am Beginn steht der hinterfotzige Tatverschleierungsversuch eines Aufzugsflatus. Und was aus einem Schas so alles werden kann, zeigt Lukas Resetarits in seinem mittlerweile 25. Kabarettprogramm "Schmäh", das im Wiener Stadtsaal Premiere feierte. In gewohnter und gekonnter Manier spult Resetarits sein Programm herunter und zeigt, dass ihm noch immer niemand das Wasser reichen kann.

Dem 67-Jährigen, der 2012 mit seinem 24. Solo in den "Un Ruhe Stand" eintrat und damals für seinen 65er wie für sein 35-jähriges Bühnenjubiläum ausgiebig gefeiert wurde, ist der Schmäh noch nicht ausgegangen. Nichts wird im neuen Programm ausgelassen. In unserer Welt regiert der Schmäh. Man findet ihn an allen Ecken und Enden und wird überall mit ihm konfrontiert. So führt Resetarits durch die Welt der (Innen- und Außen-)Politik, des Konsumverhaltens, der Gier und vieles andere mehr und zeigt, was hinter der Fassade der Ereignisse und Dinge zu kritisieren ist.

Von Kindheitserinnerungen über Zaubertricks bis hin zu den offenen Bekenntnissen eines Senioren wird am Premierenabend im Stadtsaal keine Epoche im Leben ausgelassen. Die endlose Konsumsucht mit den Wünschen nach einem besseren, erfüllten Leben wird angeprangert und vor Augen geführt. "Der Schas, der Sturz und das Schnarchen" könnte das Programm auch heißen.

Es ist doch alles nur ein Schmäh im Leben


Aber es zeigt sich, dass im Leben einfach doch alles nur ein Schmäh ist: ob Horoskope, Haarwuchsmittel, Aphrodisiaka, der online erworbene "Dr. Schnabulescus-Schnarch-Stop" oder die Behauptung, dass Gratis-Zeitungen uns tatsächlich nichts kosten. Am Schmäh packen und halten uns, die Konsumenten, die wir vorrangig sind oder geworden sind, Werbung, Marketing und die Politik. Würde man das alles glauben und ernst nehmen, man wäre verloren. Lachend nachdenken auf hohem Niveau.

Der einzige richtige Rollensketch im neuen Programm zeigt Resetarits als Pensionisten im TV-Interview, der versteckt hinter seiner Thujenhecke mit bösen Seitenblicken auf die arbeitslose Nachbarin energisch meint: "Ausgabenseitig einnehmen."

Auch das 25. Soloprogramm ist sowohl intelligent gedacht als auch pointiert formuliert. Tochter Kathrin Resetarits hat wieder bei der Gestaltung mitgeholfen, Robert Kastler steuert erneut musikalische Intermezzi bei, und eine minimalistische Bühnenausstattung - das einzige Requisit bleibt ein Wasserglas - gibt dem Kabarettisten ausreichend Raum, sich selbst in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen.

Mehr als zwei Stunden Resetarits pur - vielleicht etwas ruhiger als früher, aber auch weiser und definitiv immer noch einzigartig. Ein gelungener und unterhaltsamer Abend mit viel Applaus am Premierenabend. Schmäh ohne.