Wenn Matthias Egersdörfer und Martin Puntigam gemeisam Kabarett machen, ist es eine Darbietung mit viel schwarzem Humor. Vor allem, wenn bei ihrem ersten Wien-Auftritt scheinbar einiges aus dem Ruder läuft und die Veranstaltung fast zu platzen droht. Der Franke (Anmerkung: Franken ist ein Teil von Bayern, der Heimat des Kabaretts, wie manche behaupten) ist eben ein anderes Kaliber. Sich mit Puntigam ("Science Busters") die Bühne zu teilen, das hat ein Egersdörfer eigentlich nicht nötig. Und das macht er seinem Publikum gleich einmal unmissverständlich klar. Der Grund für die Überheblichkeit ist seine neue Rolle im Franken-"Tatort". Und so wird der Österreicher Puntigam zunächst hinter seinem Rücken vom Choleriker Egersdörfer runtergemacht.

"Los, hol mir ein Bier!"

Im ersten Sketch des Abends mimt Egersdörfer einen Angler, der zwar Fische fängt, bei den aber Frauen erfolglos bleibt. Denn seine Art, auf das weibliche Geschlecht zuzugehen, ist gelinde gesagt unterste Schublade. Hier wird das Gegenüber verbal erniedrigt, wie man es schon aus seinem Programm "Carmen . . . oder die Würde des Menschen ist ein Scheißdreck!" gewohnt ist.

Puntigam soll helfen und Tipps bei der Partnersuche geben. Mit dem Wort "Ficken" auf den Lippen macht sich der Angler auf die Suche. Wobei er auf Anraten Puntigams bereitwillig noch ein cholerisches "Bitte" hinzufügt. Was freilich auch nicht zielführend ist. Ein Mann, der nicht zuhört und die Frauen zum Bier holen schickt, der hat es eben schwer.

Zwar konnte das Publikum bei der Premiere durchaus lachen - doch verstörend war das Schauspiel allemal, und selbst die beiden Protagonisten auf der Bühne scheinen uneins über ihre Darbietung und deren Sinnhaftigkeit zu sein. Die Alternativen zum Anglersketch sind Erzählungen von Armut, Hunger und Not, die Egersdörfer vorbereitet hat, die aber Puntigam von Anfang an ablehnt. Der Beigeschmack ist um ein Vielfaches bitterer. Es endet in einer verbalen Auseinandersetzung.

Austern und Champagner

Mit Austern und Champagner wird dann doch noch das Ruder herumgerissen, und Egersdörfer und Puntigam versöhnen sich und sinnieren über die Ungerechtigkeit des Kapitalismus. "Die Reichen und Mächtigen nehmen sich immer alles und noch viel mehr . . ." Und so macht sich das Duo in Gedanken auf die Jagd nach denen, die das Geld horten, die den anderen wie einst Moby Dick dem Kapitän Ahab ein Bein ausgerissen haben. Doch wo fangen sie an? So leicht ist es dann doch nicht mit "Eins, zwei, Rübe ab!" Eine Revolution braucht schon andere Voraussetzungen.

Fazit: Verstörung ist Programm, ebenso tiefschwarzer Humor. Der Abend mit Egersdörfer, dem cholerischen Franken, vor dem sich das Publikum in Acht nehmen sollte, und Puntigam, dem zynischen Österreicher, hinterlässt bei den Besuchern seine Spuren. Aber das ist auch so gewollt.