Eine Putzfrau erzählt ihren Kolleginnen, dass sie sich scheiden lassen will. Am Ende will sie doch mit ihrem Mann neu anfangen. Dass das nicht gehen wird, liegt daran, dass der Mann schon die ganze Zeit über ihr baumelt. Er hat sich aufgehängt, das hat sie in ihrer Tirade gar nicht gesehen. Zwei Freunde unterhalten sich, der eine erinnert sich, dass er den anderen früher arrogant gefunden hat. Der wiederum will das partout nicht hören, er steigert sich in einen Blutrausch gegen den Freund. Ein Priester besucht seit sieben Jahren eine Prostituierte. Eines Nachts teilt er ihr mit, dass sie sich nicht mehr treffen können, er habe eine andere Frau kennengelernt. Sie ist empört, dass er ihre Gefühle für ihn nie bemerkt hat. Zur Strafe muss er nun ohne Sex zum Abendessen kommen. Jeden Tag. Für immer.
Das sind nur drei der vielen Episoden, die das Stück "La Reunification des deux Corées /Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" von Joel Pommerat und der Compagnie Louis Brouillard bei den Festwochen vereint hat. Sie alle erzählen von der Unmöglichkeit, durch Liebe wirklich zusammenzukommen. Irgendein Keil, so biegsam der auch sein mag, ist immer da. Auf einer effektvoll beleuchteten Laufstegbühne spielen sich Mikrodramen und -komödien ab, die die universelle Gefühls-Nuss aufknacken. Ein Psychiater sagt: "Liebe ist eine Erfindung, Liebe ist eine Gefahr." Und ein Elvis singt schräge Arien. Kurzweiliges, sinnbildgewaltiges Theater, das nicht kalt lässt.
Theater
La reunification des deux Corées
Wiener Festwochen, Halle E