Linz. Mit ihrem Ballett "Schwanensee", nach der Musik von Peter I. Tschaikowsky, präsentiert Ballettchefin Mei Hong Lin eine weitere erfolgreiche Tanzproduktion im Linzer Landestheater. Die Premiere am Samstag wurde vom Publikum weithin begeistert aufgenommen. Extra Standing Ovations gab es für das famos musizierende Bruckner Orchester Linz unter Ingo Ingensand.

  Der Untertitel der Produktion "Dort, wo wir nicht sind" ließ schon im Vorfeld erkennen, dass Mei Hong Lin der märchenhaften Originalversion des "Schwanensee" keine weitere Sageninterpretation hinzufügen wird. Vielmehr interessierte sie das tragische Leben des Komponisten in seiner Zerrissenheit, der traumatischen Beziehung zur Mutter, seiner Homosexualität und der erdrückenden Depression. Der Untertitel der neuen Ballettproduktion zitiert einen Tagebucheintrag Tschaikowskys, mit der seine Lebensstimmung zum Ausdruck kommt: "Es ist immer dort schöner, wo wir gerade nicht sind."

  In 18 Szenen, begleitet von der farbenprächtigen Musik, schildert das Ballett das unglückliche Leben Tschaikowskys, umgeben von der fantasierten Welt der Schwäne. Der weiße Schwan begleitet den tragischen Helden als Schutzengel und Freund, seine Frau Antonina tritt als schwarzer Schwan in sein Leben und kann ihm doch nicht Stütze sein. Die Schwäne begleiten mit ihrer vielfachen Symbolik das gesamte Ballett und lassen beeindruckende Gruppenszenen entstehen. So bleibt bei aller Tragik auch Platz für einen naturalistischen, heiter stimmenden Tanz mit wirklichen Schwänen nachempfundenen Bewegungen.

  Auf der mit spiegelnden schmalen Paneelen eingegrenzten Bühne (Dirk Hofacker) findet die gesamte Ballettkompanie des Theaters ausreichenden Bewegungsraum, der immer wieder temporeich genützt wird. Die akrobatischen und pantomimischen Leistungen der Tänzerinnen und Tänzer sind bewundernswert und verdienen pauschal höchste Anerkennung. Aufgrund der Größe ihrer Partien sind aber Valerio Iurato (Tschaikowsky), Wout Geers (Weißer Schwan), Andressa Miyazato (Antonina/Schwarzer Schwan), und Jonatan Salgado Romero (Freund Apuchtin) namentlich hervorzuheben. Die Kostüme von Bjanka Ursulov geben Bewegungsfreiheit und bekennen sich auch zum klassischen Schwanen-Tutu.

  Im Orchestergraben des Musiktheaters am Volksgarten entfaltet das Bruckner Orchester Linz unter Ingo Ingensand Tschaikowskys Musik in prachtvoller Intensität. Besonders glänzten hier die namentlich leider ungenannten Streichersolisten.

  (S E R V I C E - "Schwanensee - Dort, wo wir nicht sind", Ballett von Mei Hong Lin nach der Musik von Peter I. Tschaikowsky. Musikalische Leitung: Ingo Ingensand/ Takeshi Moriuchi, Bühne: Dirk Hofacker, Kostüme: Bjanka Ursulov. Linzer Musiktheater, Großer Saal, weitere Vorstellungen am 22., 24., 29. und 30. Oktober, www.landestheater-linz.at)