Ein grimmiger Gesichtsausdruck. So kennt man den Franken Matthias Egersdörfer. - © Moritz Ziegler
Ein grimmiger Gesichtsausdruck. So kennt man den Franken Matthias Egersdörfer. - © Moritz Ziegler

Wer bei Matthias Egersdörfer einen Platz in der ersten Reihe ergattert, sollte sich bewusst sein, auf wen er sich da einlässt. Denn der Mann aus Franken holt gerne zum Rundumschlag aus. Eine wirkliche Barriere zu seinem Publikum kennt er nicht, und so kann es durchaus passieren, dass mit grimmigem Gesichtsausdruck der eine oder andere im Publikum verbal erniedrigt wird. Seine Opfer sind diesmal die deutschen und russischen Migranten in vorderster Reihe. Egersdörfer ist verwundert: "Lauter Deutsche hier, was fahre ich überhaupt so weit?!" Sein Publikum teilt er ein in Nationalsozialisten, die sich über eine Bücherverbrennung freuen, und in stille Intellektuelle.

"Was lachen´S da jetzt so blöd?", kontert der Franke, wenn zum falschen Zeitpunkt gelacht wird. Und nun stellt sich die Frage, ob gelacht werden darf oder nicht. "Bloß nicht auffallen", meint dazu am Ende ein Besucher gegenüber der "Wiener Zeitung". "Das ist wie in der Schule". Offensichtlich wollte er sich in der ersten Reihe nicht als Österreicher outen.

In den vergangenen Jahren hat sich Matthias Egersdörfer als Berufscholeriker auf den deutschsprachigen Kabarettbühnen etabliert, und die Erniedrigung und Bloßstellung seines Publikums sind zu einem Markenzeichen des Franken geworden. Bei seinem Wien-Besuch beginnt alles mit einer angeblichen Kaffeevergiftung. Wobei der Kaffee an diesem Morgen wie "Arsch von Friedrich" schmeckt. Der Grund ist schnell gefunden: gehäckselter Müll von der Straße, den die Sizilianer den Nordeuropäern als Kaffee verkauft haben. Vulgär und häufig auch nicht ganz jugendfrei gewinnt Egersdörfer immer mehr an Fahrt. "Weil, die Arschlöcher saufen den Scheiß schon, und ich in meinem Wahnsinn habe ich es auch gesoffen."

Auf dem Weg ins Krankenhaus werden die Ausführungen mit einem Piepsen in seinem Ohr noch absurder. Immer untermalt mit entsprechendem Gesichtsausdruck. Und erkennt man dazwischen tatsächlich ein Lächeln, ist dieses meist hämisch. Etwa, wenn Egersdörfer von einer hochkriminellen, aber hochgradig ehrlichen Mitschülerin erzählt und eine Anleitung zum Diebstahl liefert. Mit Geschichten von geklauten Kassetten. Das fehlende Geld in der Kasse wird der Oma wieder aufgeschlagen. "Das ist eine alte Frau, die merkt eh nix mehr." In seinen Ausführungen schwingt eine Gesellschaftskritik mit, Kritik an einer Gesellschaft, in der man nicht ehrlich miteinander umgeht. Wo man sich bedienen lässt und einander nicht zuhört. Und am Ende schließt sich der Kreis. Die Sizilianer erscheinen dem Franken erneut in der Saunabar, und "vom Ding her" ist das Ganze eine runde Sache.