Neunzig Minuten Frauenmonolog mit dem, im und gegen den Zeitgeist, Konsum- und Karrieristenkritik, Außen- und Innenweltirritationen, Einsamkeits- und Sinnlosigkeitsgeständnisse gestylt in der hyperintelligenten Schnoddersprache ihrer "Spiegel"-Kolumnen. Unter dem Schreibhammer Sibylle Bergs, einer Ossi mit jungem Schweizer Pass, bersten sogar feministische Lieblingsbastionen. Indes karnikeln solche Zuruftexte über Alles und Nichts längst schon zahllose Einsagerinnen in Madame-Magazinen und Schreibwerkstatt-Lehrlinge mit der "Generationsbefindlichkeit" als Jahresthema.

Kein schlechter Titel: "Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen". Und amüsant zu lesen der ungezügelten Frische, der Worterfindungen und Bosheiten wegen. Bei der Uraufführung in Berlin 2013 verhinderte der Regisseur Sebastian Nübling mit vier Sprecherinnen im Chor die Anbindung der zwischen den unterscheidbaren Perspektiven von 18- bis 50jährigen changierenden Solostimme auf eine einzige Individualität. Sabine Haupt wurde zwar im Burg-Vestibül in den rosa-silbernen Unverbindlichkeitsdress eines Partyclowns der Edelmarke Vogue gesteckt. Doch nur für die Larmoyanz einer alternden Frau ist ihr Maskengesicht das richtige. Nicht aber für das Makeup der U40-Generationen.

Dieses schnellsprechende Ich verweigert sich der Familie und produziert in seiner WG blaues Viagra schwarz. Nur wenn sich eine flotte Elevin aus der "Jungen Burg" Youghurt zum Ablecken in den Schritt schmiert, gelänge das knapp ohne Peinlichkeit. Zeigt die Jungregisseurin Martina Gredler, eine österreichische Hoffnung, den Jugend-ich-halte-dich!-Krampf der, pardon, auch schon 55 Jahre alten Autorin bewusst überdeutlich? Haupt strapaziert die Körperkraft im Balancieren auf Sandsäcken wie bei einem Hochwasser. Überzogener Katastrophen-Alarmismus. Die Stimme: Mittellage, nur in der Lautstärke wandlungsfähig, ermüdend trotz vieler von der Regie geschenkter Aktion. Darunter eine Verhohnepipelung neuen Tanztheaters in einer Minute rhythmischen Stehens – eine gütige Pause beim Stemmen des übervollen, das Apperzeptionstempo des Publikums überfordernden Plapperkoffers.