"In der Natur wird gemordet, das ändert sich nicht." Diese Phrase führt der junge Sladek, der behauptet, er könne "selbständig denken", ständig auf den Lippen. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, während der großen Inflation, will er sich der "Schwarzen Armee" anschließen, die den gewaltsamen Umsturz in Deutschland plant. Verräter werden hingerichtet, das Wohl des Einzelnen gilt nichts gegenüber dem "Wohl des Volkes", das sich manche bestimmen zu können anmaßen und dafür über Leichen gehen.
Ödön von Horvath hat früh die Gefahren des Faschismus erkannt und diese Thematik auf die Bühne gebracht. Sein 1929 mit dem Nebentitel "Der schwarze Reichswehrmann" uraufgeführtes, wenig bekanntes Werk "Sladek" zeigt den Weg eines jungen Mannes, der - halb Woyzeck, halb Schwejk - auf seiner Suche nach Sinn im Leben fast unter die Räder, aber schließlich glimpflich davon kommt. Für das Theater Spielraum haben Nicole Metzger und Reinhardt Winter Horvaths Stück in einer neuen, gerafften Fassung packend, mit Sinn für dramatische Geräuscheffekte, aber auch für passende Ironie inszeniert. Aus dem ausgezeichnet agierenden Ensemble sticht Dominic Marcus Singer in der Titelrolle noch um eine Nuance hervor.
"Sladek" zählt nicht zu Horvaths Meisterwerken, weist aber starke Passagen auf. Wohltuend ist, dass die Inszenierung die Aktualität nicht krampfhaft betont. Die Debatten um nationalistische Tendenzen in Europa, Geisteshaltung und Rekrutierung junger Terroristen drängen sich ohnehin und schmerzlich auf.
Theater
Sladek od. Die Schwarze Armee
Ödön von Horvath
Theater Spielraum, bis 6. Februar