Österreich ist zu klein, um als Sohn eines Prominenten unerkannt zu bleiben, meint Matthias Franz Stein. - © WZ/Moritz Szalapek
Österreich ist zu klein, um als Sohn eines Prominenten unerkannt zu bleiben, meint Matthias Franz Stein. - © WZ/Moritz Szalapek

"Wiener Zeitung": Herr Stein, Sie sind jetzt 36 Jahre alt, ihr älterer Sohn ist 11, das heißt . . .

Matthias Franz Stein: . . . ich habe mein erstes Kind mit 25 relativ früh bekommen.

Meine Eltern waren damals etwa gleich alt, und das war eigentlich ein übliches Alter.

Ja eh. Aber heutzutage ist es schon früh. Es gab nicht viele in meinem Freundeskreis, die so früh Kinder bekommen haben, da war ich der Erste. Es war nicht geplant, es ist passiert. Ich glaube, dass es so auch eigentlich gehört. Mit 24, 25 planst du alles andere als Kinder. Aber so ist das Leben. Das sind Herausforderungen, denen man sich stellen muss.

Sowohl Sie als auch die Mutter Ihrer Kinder sind Schauspieler. Ist das als Freiberufliche noch einmal schwieriger als in einem Job mit fixen Arbeitszeiten?

Wir haben es uns mehr oder weniger aufgeteilt. Sie war mit dem Kind in der Schweiz, ich war in Wien und bin immer hin- und hergependelt. Nach drei Jahren sind wir dann alle nach Wien übersiedelt, und kurz darauf ist der zweite Sohn gekommen. Dann sind wir alle ins Waldviertel gezogen in ein Haus, das wir uns draußen in der Pampa gekauft haben – wir haben gedacht, wir werden jetzt nur noch selber Gemüse anpflanzen und die Ziegen melken, die wir haben werden, so als Selbstversorger. Das hat aber nicht ganz geklappt, es ist doch schwieriger als gedacht. Vor allem ist man dort ganz allein, hat keine Freunde und schon gar kein kulturelles Angebot. Und als ich dann am Theater in der Josefstadt engagiert wurde, sind wir wieder nach Wien gezogen, weil ein Pendeln unmöglich gewesen wäre.

Das Theater ist an sich kein wahnsinnig familienfreundlicher Ort, weil die Arbeitszeiten oft dem Familienleben in die Quere kommen. Wenn ich Proben habe, stehe ich in der Früh auf, bin um 10 Uhr im Theater, bin dann um 15 Uhr fertig, hole die Kinder von der Schule ab und mach mit ihnen was – und wenn ich Vorstellung habe, muss ich um 17 oder 18 Uhr schon wieder weg. Das kenne ich schon von meinem Vater. Wir haben viel mit Babysitter machen müssen, und das ist jetzt auch so. Ich glaube, dass unsere Welt generell nicht sehr familienfreundlich ist. Es wird viel mehr Wert darauf gelegt, dass man einen guten Job hat, ein gutes Einkommen, Erfolg. Und die Menschen müssen schauen, dass sie das haben, weil sie sich ständig Sorgen darum machen, wie sie überleben sollen. Es ist momentan sicher nicht leicht. Das ist für mich derzeit auch ein großes Thema: Arbeit, Kinder und Liebe – wie bringt man das alles unter einen Hut? Die Arbeit steht im Vordergrund, dabei sollten es doch die Kinder und die Mann-Frau-Beziehung sein. Dazu habe ich ein sehr gutes Buch von zwei deutschen Vätern gelesen: "Geht alles gar nicht". Die schreiben aus ihrer eigenen Erfahrung von einer Vereinbarkeitslüge.