
In der Kulisse Wien feiert Matthias Franz Stein diesen Mittwoch Premiere mit seinem neuen Kabarettprogramm "Jenseits". Kennen Sie nicht, den Namen? Dafür aber den seines Vaters umso mehr. Trotzdem oder gerade deshalb war es dem Sohn von Erwin Steinhauer ein Bedürfnis, seine eigene Karriere zu starten, ohne vom Vater protegiert zu werden - oder auch unter dem Verwandtschaftsverhältnis zu leiden. Schließlich ist Steinhauer senior zwar ein Publikumsliebling, gilt in der Branche aber nicht unbedingt als einfach. "Und da könnte es dann heißen: Na, das ist der Sohn vom Erwin, der ist wahrscheinlich auch so schwierig", meint der 36-Jährige, der auch im Ensemble des Theaters in der Josefstadt ist.
Also hat er recht früh aus Steinhauer Stein gemacht. Dass er ebenfalls Schauspieler wurde, war irgendwie vorgezeichnet. "Ich bin in dieses Umfeld richtig hineingewachsen, das hat mich schon beeinflusst. Ich habe mir irgendwie nie die Frage gestellt: Was werde ich beruflich?" Steinhauer senior mischte sich aber nie ein, sondern ließ den Filius selbst seinen eigenen Weg finden. Er habe ihn weder großartig unterstützt noch ihm von der Schauspielerei abgeraten, erzählt Stein im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Österreich ist zu klein,
um unerkannt zu bleiben
Mit seiner Namensänderung ist er nicht allein in der heimischen Künstlerbranche. So trägt etwa André Hellers Sohn Ferdinand Sarnitz (27) den Nachnamen seiner Mutter und hat sich zudem das Pseudonym Left Boy zugelegt. Und während der Vater vor allem mit Chansons bekannt wurde, ist der Sohn DJ, Rapper und Beatboxer - als solcher hat er auch die erste Beatbox-Weltmeisterschaft in Deutschland mitorganisiert. Im Alter von 18 Jahren ging Sarnitz nach New York, mit 22 wurde er Vater, was ihn übrigens mit Stein verbindet, der bei seinem ersten Sohn nur drei Jahre älter war.
Auch Nina Blum heißt eigentlich ganz anders, nämlich Schüssel. Die 42-jährige Intendantin des Sommertheaters auf der Rosenburg legte sich aber seinerzeit für die Aufnahmeprüfung der Schauspielschule einen Künstlernamen zu, um nicht mit dem Politiker in Verbindung gebracht zu werden.
Geholfen hat es allerdings genauso wenig wie bei Stein und Sarnitz. Denn spätestens seit Wikipedia und Google weiß ohnehin jeder, der es wissen will, wer ihre berühmten Väter sind. Insofern, meint Stein, "war die Namensänderung genau für den Hugo, weil Österreich einfach zu klein ist, um unerkannt zu bleiben". Zumal er auch schon mit seinem Vater gemeinsam auf der Theaterbühne stand. "Das war gar keine leichte Zeit", sagt er heute. "Ich war 28 und im Kleinkinderstress, und außerdem hatten wir eine Auseinandersetzung. Es war das erste Mal, wo Vater und Sohn einander erstmals von Mensch zu Mensch begegnet sind. Da haben wir sehr viel miteinander gestritten." Es sei auch vieles bis dahin Unausgesprochene zur Sprache gekommen, und er habe auch die Schwächen seines Vaters gesehen. "Andererseits wird man aber auch nachsichtig, weil man versteht, dass die Eltern es auch nicht leicht gehabt haben."
"Es ist schwer genug, als Schauspieler Fuß zu fassen"
Distanziert hat er sich von seinem Vater danach nicht, auch nicht beruflich. "Heute ist mir diese ganze Namensgeschichte eigentlich egal. Wenn ich mit meinem Vater in Zusammenhang gebracht werde, freut mich das. Es ist wirklich schwer genug, in Österreich als Schauspieler Fuß zu fassen und davon zu leben, deshalb nutze ich jede Art von Förderung, egal ob von meinem Vater oder von woanders, ohne schlechtes Gewissen."
Das mögen sich auch Schauspieler Daniel Serafin und Popmusiker Mario Pecoraro gedacht haben. Die tragen nämlich nicht nur immer noch die Nachnamen ihrer Väter, sondern haben ebenfalls gemeinsame Projekte mit ihnen gemacht.