Strahlend: Diana Damrau als Lebedame Manon. - © Staatsoper/Pöhn
Strahlend: Diana Damrau als Lebedame Manon. - © Staatsoper/Pöhn

Kokett, charmant, strahlend und final nicht allein Mitleid heischend, sondern Mitgefühl erreichend: Wieder verlieh Diana Damrau Abbé Prévosts Sittenroman in Jules Massenets Musik ihre persönliche Note. Denn ihre Manon Lescaut war keinesfalls der männerfressende Vamp, den man gerne in Andrei Serbans Produktion von 2007 deutet.

Hier erlebte das begeisterte Staatsopernpublikum ein 16-jähriges Mädchen, das Opfer seiner eigenen Schwächen, aber auch des manipulativen Umfelds war - und innerhalb weniger Jahre im Pariser Treiben doch ein wenig verdorben wurde. Wie zart Damrau eingangs zu "Je suis encore tout étoudie" anhob - ihr Des Grieux musste schlicht schwach werden.

Stimmlich hatte Ramón Vargas tatsächlich wenig zu bieten, vor allem in den Höhen wirkte er angestrengt, beinahe indisponiert - verletzlich und innig wurde der Abschied von der final verlorenen Manon. Boaz Daniel wollte sein Debüt als Familienoberhaupt Lescaut auch nicht gänzlich gelingen: Schauspielerisch ließ er keine Wünsche offen, doch sein an sich solider Bariton kam kaum über die Rampe. Angesichts von Massenets opulentem Klanggemälde rund um die Antiheldin - Nebenrollen wie Graf (Dan Paul Dumitrescu) und Morfontaine (Thomas Ebenstein) konnten überzeugen - waren die Nebengeräusche rasch vergessen.

Dirigent Frédéric Chaslin zauberte viel Raffinesse aus dem Orchester, das die klanggewaltige deutsche Sopranistin auf Händen trug. Strahlend dominierte ihre Lebefrau den ganzen dritten Akt. Emotioneller Höhepunkt wurde das Finale zum zweiten Akt: Während sich Lescaut und Des Grieux im Hintergrund aussöhnten, verführte Brétigny (gutes Debüt von Mihail Dogotari) die Liebende nicht nur - er verdarb sie und ließ sie verzweifeln. "Adieu, notre petite table" war hier mehr als ein Gassenhauer - es war der reine Abschied. Bravi für Damrau.