"Mi gran obra", "Mein großes Werk" ist konkurrenzlos mobiles Theater. Denn David Espinosa 300-köpfiges Ensemble aus Barcelona findet in einem Reisekoffer Platz: Kunststoffmenschlein im Maßstab 1:87, mit Magneten an den Fußsohlen, bei Modelleisenbahnern als Humanstaffage beliebt. Die Bühne ist nicht größer als ein Serviertablett. Espinosa dahinter als Manipulator. Im Halbkreis in zwei Reihen zwei Dutzend Zuschauer. Operngläser liegen bereit. Auf zwei Minilautsprechern werden die ersten Püppchen als Musikanten platziert: links Folklore, rechts Jazz.
Die Figuren reden nicht, aber erzählen sich selbst. Die Festwochen haben das Gastspiel für Kinder ab 14 annonciert. Über Sexorgien und Gewalt müssen die Kleinen hinwegsehen. Kirchliche Omnipräsenz gehört in Spanien dazu. Die Orgie von sieben Paaren in einer bürgerlichen Wohnlandschaft ist auf der Haut eines Tamburins inszeniert. Des Menschen Weg von der Wiege bis zum Grab ist in einer bunten Parade zu Bilde gebracht. Fingerflink arrangiert der Spieler die Figuren um zur Familie beim Hochzeitsfoto. Im figurenreichsten Ensemble lässt Espinosa das aus Spaniens Filmgeschichte bekannte Synkret aus Anarchie, Frömmigkeit, Matadores, Huren, Heiligen, Stier und Lamm, Polizisten und Protestlern aufmarschieren. Im Finale wird der Präsident totgeschossen.
Das gehört sich nicht, liebe Kinder! Uns Große entließ David Espinosa mit einer Webadresse. Unter http://vimeo.com/srdorado/
migranobra-part1 und -part2 (Password hekinahdegul) ist sein 50-Minuten-Spiel bequemer als im Künstlerhaus anzuschauen.