
"Wiener Zeitung": Mit "Pension Schöller" verbindet man im Allgemeinen harmlose Unterhaltung, die die Kassen füllt. Warum zeigen Sie gerade dieses Stück ab Samstag am Burgtheater?
Andreas Kriegenburg: Natürlich wirkt das zunächst aberwitzig. Schließlich hat das Theater immer und zu jeder Zeit die Aufgabe, die Gesellschaft zu spiegeln, zu provozieren und von mir aus auch eine moralische Instanz zu sein. Aber es hat auch die Pflicht, ein Ort der Unvernunft zu sein. Das mag hochtrabend klingen, aber "Pension Schöller" ist für mich ein Zeichen für die Freiheit der Kunst und der Fantasie. Insofern ist die Entscheidung, das auf der großen Bühne des Burgtheaters zu zeigen, geradezu radikal. Wir müssen auch die Möglichkeit haben, mal unbegründet Unsinn und Unordnung zu verbreiten und es einfach nur zu genießen.

Eine Lizenz zum Spaßmachen?
Sicher haben wir eine andere Humorlage als bestimmte Boulevardbühnen. Wir erlauben es uns, den bürgerlichen Mittelstand vorzuführen, wo jeder, der von der Norm abweicht, gleich als verrückt gilt.
Wofür steht eigentlich der Ort der Handlung - die Pension Schöller?
Zwei Klischees verbinden sich: Einerseits die Großstadt mit ihrem Versprechen, hier etwas "Verrücktes" zu erleben, andererseits das Landgut, wo die trügerische Sicherheit der vertrauten Umgebung zunehmend zerbröselt.
Das Stück versammelt Exzentriker wie einen Schauspieler mit Sprachfehler, einen Maler und eine neurotische Schriftstellerin. Sind Künstler tatsächlich so durchgeknallt?
Es sind vor allem euphorische Figuren, glühende Menschen, die wahnsinnig gern von ihrer Arbeit berichten. Sie sind überbordend, unglaublich anstrengend und wirken auf den biederen Bürger befremdlich, nur zu gern klassifiziert er sie als "verrückt". Natürlich entspricht die Schriftstellerin im Stück dem Klischee der schreibenden Diva, aber es bereitet Vergnügen, mit diesen Klischees zu spielen, sich über das eigene Metier lustig zu machen.
In Ihren Inszenierungen sind Akrobatik, Choreografie, Slapstick häufig prägende Elemente. Wie setzen Sie Slapstick ein?